1872 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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28. Das Königreich Bayern.
(1.)
1. Die acht Kreise, welche wir bis jetzt kennen gelernt haben.
Lüden zusammen wieder ein größeres Ganze, einen Staat: das
Königreich Bayern. Der bayerische Staat ist also ein Verein von
sehr vielen Menschen,- welche einen beträchtlichen Flächenraum auf der
Erde bewohnen; denn die Größe dieses Staates beträgt 1390 Qua-
dratmeilen mit 4,824,421 Einwohnern. Der bayerische Staat ist
aber kein zusammenhängender Flächenraum, sondern besteht aus zwei
getrennten, an Größe sehr ungleichen Theilen: dem Hauptlande
Bayern und der Pfalz. Das Hauptland besteht aus sieben Krei-
sen: Oberbaycrn, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mit-
telfranken, Unterfranken und Schwaben. Nicht immer hat der
bayerische Staat in seiner jetzigen Größe bestanden. Derselbe hat in
Betreff seiner Länder gar vielfache Veränderungen erlitten, war bald
größer, bald kleiner und hat feine jetzige Gestalt und Ausdehnung von
1802 an besonders in den Jahren 1814, 1815 und 1816 erhalten.
2. Die Oberfläche des Bodens im Staate ist sehr verschieden.
Im Süden von Schwaben und Oberbayern erheben sich die Alpen.
Sie trennen Bayern von Vorarlberg, Tyrol und Salzburg
und heißen: westlich die Allgäuer, in der Mitte die Bayerischen,
und östlich die Salzburger-Alpen. Im Osten Bayerns zieht
sich der an Metallen reiche Vöhmerwald hin, von welchem der
rauhe bayerische Wald, der an der Donau hinstreicht, eine Fort-
setzung ist. Im Nordosten Bayerns befindet sich das Fichtelge-
birge, das genau im Mittelpunkte Deutschlands in Gestalt eines
Hufeisens emporsteigt und auch das bayerische Schottland genannt
wird. Es ist ein Hauptgebirgsstock, von welchem mehrere Bergreihen
nach verschiedenen Richtungen auslaufen und vier Flüsse nach den vier
Himmelsgegenden abfließen. Nördlich vom Fichtelgebirge ist der
Frankenwald, ein Schiefergebirge im nördlichsten Bayern; nordwest-
lich hiervon erhebt sich das Rhöngebirge mit dem 2850 Fuß hohen
Kreuzberg; südwestlich von der Rhön ist der Spessart, ein aus
bunten Sandsteinen gebildetes, waldreiches Gebirge. Von diesem
südöstlich liegt der Steigerwald, zwischen dem Main, der
Tauber und der Aisch. Den mittleren Theil Bayerns durchzieht
die fränkische Höhe, ein mäßiger Landrücken. In der Pfalz
befindet sich das Haardtgebirge, welches den westlichen Theil die-
ses Kreises gebirgig macht. Es ist somit nur der Norden und
Süden Bayerns eigentliches Gebirgsland, der mittlere Theil von dem
Hauptlande des bayerischen Staates ist ein weit ausgebreitetes, wellen-
förmiges Flachland, das von der Donau majestätisch durchströmt wird.
Nord- und südwärts von diesem Fluffe breiten sich große Ebenen
aus, die überaus reich an Getreide sind; so die Ebene zwischen Re-
gensburg und Straubing, welche auch Bayerns Kornkammer