1872 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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liegen, dort wo die alte Stadt Konstanz hervorragt. Wie schön es
an dem See sein muß, sieht man auch daran, daß fünf verschiedene
Staaten sich ein Stück seines Ufers angeeignet haben: im Süden die
Schweiz, westlich Baden, nördlich Würtemberg und Bayern,
östlich Österreich, welches mit seinem Tyroler Lande daran stößt.
Wie liegt das Grossherzogthum Baden von dem Königreich Würtemberg? —
Wie liegt es von dem Hanptlande des Königreichs Bayern? — Wie von der
Pfalz? — Wo bildet der Rhein die Grenze Badens? — Wie heisst das Ge-
birge in Baden?— Die Hauptstadt des Landes?— Die Haupthandeis-
Stadt? — Die Universitätsstädte? — Was habt ihr euch sonst noch in Baden
gemerkt? — Wie viel Staaten kennt ihr jetzt? — Nennt sie! —
Zeichnet und beschreibet jetzt das Grossherzogthum Baden!
34. Das Großherzoglhuur Hessen.
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Das Großherzogthum Hessen liegt auf beiden Seiten'des Rheins
und des Mains und besteht ans zwei von einander getrennten Theilen.
Der nördlich vom Main gelegene Theil (Oberhessen) ist von
der preußischen Provinz Hessen-Nassau eingeschlossen; der südliche
Theil (Rheinhessen) liegt zu beiden Seiten des Rheines. Das
Ganze hat einen Flächenraum von etwa 139 Quadratmeilen mit beinahe
816.000 größtenteils evangelischen Bewohnern. Auch die großherzog-
liche Familie bekennt sich zur evangelischen Kirche. — Das Land ist sehr
fruchtbar, besonders am Rhein zieht man viel Getreide, Kastanien,
Mandeln, Wallnüsse und Wein. Der nördliche Theil ist meistens
gebirgig, ausgenommen die fruchtbare Wetterau, welche aus einer
schönen Ebene besteht. Aber auch die minder ergiebigen Gegenden
dieses Landes, im Vogelsberge und im Odenwalde, zeichnen sich
durch vortreffliche Kunststraßen aus, wodurch der Verkehr befördert und
die Einwoher betriebsamer werden. Die Hauptstadt des Großherzog-
thums, Darmstadt, ist eine der am raschesten emporgekommenen Städte
Deutschlands. Vor 50 Jahren noch ein kleines Landstädtchen, das sich
bloß durch ein weitläufiges Residenzschloß und ein merkwürdig ge-
bautes Exercierhaus auszeichnete, ist daraus jetzt eine Stadt von fast
35.000 Einwohnern mit allen großstädtischen Einrichtungen geworden.
Überdies hat ihre Lage am Rande des Odenwaldes und der Berg-
straße, in der Nachbarschaft herrlicher Waldungen, die Anlage vortreff-
licher Spaziergänge mit Aussichten in die Rheinebene-möglich gemacht.
Durch Eisenbahnen, sowie durch die Nähe des Rheins, Mains und
Neckars, ist Darmstadt mit den bedeutendsten Orten Deutschlands in
Verbindung gebracht. Größer als Darmstadt und für den Handel
weit wichtiger ist die alte, am Einfluß des Mains in den Rhein ge-
legene Stadt Mainz, die Hauptstadt der Provinz Rheinhessen.
Sie liegt selbst in schöner Gegend, ist aber zugleich der Mittelpunkt
der Dampfschifffahrt auf dem Ober- und Niederrhein, so wie
auf dem Main, welche von den Reisenden vielfältig benutzt wird, um