1872 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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scharfe Hahnenfuß, dessen Blüthen Blasen auf der Haut ziehen —
die Herbstzeitlose, deren Blüthe auf Wiesen früher als die Blätter
erscheint und unerfahrene Kinder durch ihre tulpenartige Gestalt und
ihre zarte rothe Farbe anlockt — der schwarze Nachtschatten, dessen
Blüthen Ähnlichkeit mit der Kartoffelblüthe haben — und der kletternde
Nachtschatten, dessen Beeren noch schädlicher, als die des schwarzen
Nachtschattens sind.
Von den Gräsern gehören zu den Giftpflanzen der Taumellolch
oder Schwindelhafer. Er ist an Halm, Blatt und Blüthe leicht
genug zu erkennen; aber wer schafft ihn aus dem Getreide heraus, wo
er oft in großer Menge vorkommt? Es giebt kein anderes Mittel, als
die sorgfältige Reinigung des Getreides, wenn es gedroschen ist. Brod,
in welchem sich die gemahlenen Körnchen des Lolchs in einiger Menge
befinden, ist der Gesundheit sehr nachtheilig. Schändlich ist es, wenn
Brauer und Brenner absichtlich Taumellolch zum Getränke mischen, um
es berauschender zu machen.
Zu den Giftgewächsen gehören auch in der Regel alle diejenigen
Pilzsorten, die unangenehm riechen, eine bunte, grünliche oder schwarz-
braune Farbe, einen hohlen Strunk und eine klebrige Oberfläche haben,
auf der Zunge ein Brennen verursachen und beim Kochen blau, schwarz
oder hart und zähe werden. Aus dem Weißbleiben einer mitgekochten
Zwiebel kann man nicht mit Sicherheit die Unschädlichkeit der Pilze er-
kennen. Die Wirkungen, welche der Genuß giftiger Pilze hervorbringt,
sind von der traurigsten Art und ziehen nicht selten den Tod nach sich.
Als nächstes Gegenmittel gilt das Trinken von möglichst viel Seifen-
wasser; jedenfalls muß man den Kranken zum Brechen bringen, was
auch durch laue Milch und laues Wasser bewirkt wird; nur gebe man
ja nicht Weinessig oder Salzwasser zu trinken, denn dadurch würde das
Gift auf die Mrven geleitet werden.
71 Der Frühling.
Der schöne Frühling ist wieder gekommen! Nun scheint die
helle Sonne wärmer, und die Bäume des Waldes werden grün.
Meine Augen sehen überall bunte Blümchen. Überall, auf jener
Wiese und dort in dem Garten sprossen sie hervor und erfüllen die
reine Luft mit ihrem angenehmen Gerüche. Die Vöglein im Walde
singen ihr munteres Liedchen und bauen künstliche Nester; der Land-
mann besäet wieder seinen Acker. In dieser schönsten Zeit des Jah-
res spielen wir Kinder gar gern draußen im Schatten der Bäume oder
auf blumigen Wiesen. Wir brauchen dann nicht mehr solche Handschuhe
von Pelz, wie wir sie im Winter hatten; denn die liebe Sonne scheint
warm genug. O wie schön ist der Frühling! Wir wollen unsern
Vater im Himmel lieben, der ihn zur Freude der Menschen schuf. —
Der Frühling schenkt Wonne und Leben
Der wiedererwachten Natur;
^ Es grünen die Bäume, die Reben,
. Die Saaten, die Wiesen, die Flur.