1872 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
tibergab es an diewelfen (1070). Der letzte von diesen war Heinrich
der Löwe, der Gründer der Stadt München.— Nach dem Tode Ii ein-
rich’s V., des letzten fränkischen Kaisers, gingen die Besitzungen desselben
an die Söhne seiner Schwester, die in Schwaben und Franken herr-
schenden Hohenstaufen, Friedrich von Schwaben und Konrad von
Franken, über — von denen letzterer im Jahre 1138 als Konrad Iil den
deutschen Kaiserthron bestieg und bis 1152 regierte. Sein Bruder, Friedrich
vonschwah en, hinterliess zwei Söhne ¡Friedrich und K o n r a d. Der ältere,
Friedrich, ist der hochberühmte Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Er übertrug
seinem Bruder Konrad die rheinische Pfalzgrafschaft (1156), welche
nach dessen Tode an seinen Schwiegersohn, den Herzog Heinrichvonbraun-
schweig, einen Sohn Heinrichs des Löwen von Bayern, vererbte.
19. Friedrich I , Barbarossa.
(1152—1190.)
Im Jahre 1152 starb Konrad Iii., der erste deutsche Kaiser
aus dem Hause der Hohenstaufen. So nennt man diese Regenten
von einer Burg, die Friedrich, der Stammvater dieses hochherzigen
Geschlechts, auf dem Hohenstaufen, einem Bergkegel der rauhen Alp
(im jetzigen Königreiche Würtemberg) erbaut hatte. Die deutschen
Fürsten wählten nun zu Frankfurt am Main den Bruderssohn Konrads,
Friedrich den Rothbart oder Barbarossa, wie die Italiener ihn
nannten, zum deutschen Kaiser. Wer ihn sah in seiner männlichen,
stolzen Haltung und blühenden Jugendkraft, mit den blauen, durch-
dringenden Augen und blonden Haaren, in seinem Ernste und den
edlen Sitten, der mußte sagen, daß er ein echter Deutscher sei. Aber
er war auch ein gar gewaltiger Kaiser, dieser Barbarossa; er ist sechs-
mal mit einem großen Heere über die Alpen gezogen, um in Italien
Streitigkeiten zu schlichten, und noch am Abend des Lebens zog er
als 70jähriger Greis in einem Kreuzzuge ins gelobte Land, um
das heil. Grab aus der Gewalt der Muhamedaner, der Anhänger
Muhameds', zu befreien. In zwei Schlachten kämpfte er wie ein
rüstiger Jüngling; aber da kam das Heer an den Fluß Saleph
und drängte sich nur langsam auf schmaler Brücke hinüber. Das
dünkt dem grauen Helden zu langsam; er sprengt mit dem Rosse hinein
in den Fluß, ihn zu durchschwimmen; der Strudel erfaßt ihn, reißt ihn
fort und — ein Leichnam nur kommt ans Ufer (1190).
Unendlicher Schmerz, Jammer, Verzweiflung verbreitete sich unter
den Kreuzfahrern über den Verlust des Kaisers; — er wurde zu
Tyrus begraben. Aber lange glaubte man in Deutschland nicht, daß
der Schirmherr des Reichs, der gefürchtete und geachtete Rothbart,
wirklich gestorben sei, wie die noch jetzt in Aller Munde lebende Sage
bezeugt, daß er nicht gestorben, sondern im Kyffhäuserberge in der
goldenen Aue, in Thüringen, sitze mit seinem silberweiß gewordenen
rothen Barte, der durch den marmornen Tisch gewachsen sei, hier Hof
halte mit seinen Helden und seiner holdseligen Tochter, und dereinst,
wenn die Raben nicht mehr um den Berg fliegen, wieder hervor-
kommen werde aus diesem Kyffhäuser, um das deutsche Reich wieder
glorreich und einig zu machen. —