1872 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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schiedenen Inhalt hatte, von neuem anwenden. Um seine Kunst zu ver-
vollkommnen, verband er sich mit Johann Faust, einem reichen Gold-
schmiede, und Peter Schösser, einem Kunstschreiber. Schöffer gab
nicht allein den Rath, die Buchstaben in Metall zu gießen, statt
sie mühsam zu schneiden, sondern erfand auch eine bessere Drucker-
schwärze aus Kienruß und Leinöl. Bald druckte man nun mit
den weit dauerhafteren und einen stärkern Druck der Presse aushal-
tenden metallenen Lettern. Zu den ersten, schon recht saubern Drucken
gehören die lateinischen Bibeln, deren eine damals immer noch mit
100 Gulden bezahlt wurde. Der Druck der ersten lateinischen
Bibel rührt aus dem Jahre 1456 her, der des ersten deutschen
Buches aus dem Jahre 1461. — Die Vollkommenheit der jetzigen
Druckweise besteht vorzüglich nur in der unglaublichen Schnelligkeit,
mit welcher jetzt Tausende von Exemplaren eines Buches, das einmal
gesetzt ist, in wenigen Stunden geliefert werden können; außerdem
übertrifft der jetzige Druck den aus dem 15. und 16. Jahrhunderte
rm Ganzen auch an Schönheit.
37. Friedrich der Siegreiche, Kurfürst
von der Pfalz.
Die Söhne des deutschen Kaisers Ruprecht von der Pfalz
(1400—1410) theilten nach dem Tode ihres Vaters dessen Besitzungen
unter sich und stifteten dadurch mehrere Linien der pfälzisch-wittels-
bachischeu Regentenfamilte. Die wichtigsten derselben waren die
Kurlinie und die zweibrückische Herzogslinie.
In der Kurpfalz hinterließ Kurfürst Ludwig einen einzigen un-
mündigen Sohn, der beim Tode seines Vaters (1449) erst 13 Mo-
nate alt war. Diesen Umstand suchten die Vettern des Kindes, wie
auch treulose Lehensmänner und neidische Nachbarn der Kurpfalz, zur
Schmälerung seines Erbes zu benutzen. Daher ergriff der Oheim
desselben, Friedrich, als Vormund, die Zügel der Regierung. In
allen seinen Handlungen zeigte er eine seltene Stärke des Geistes,
verbunden mit kühner Entschlossenheit und mit einem edeln, großmüthigen
Sinne. Er schaffte in der Pfalz die Fehmgerichte ab und errichtete
dafür in seiner Residenz Heidelberg ein Oberhofgericht. Besonders
aber that er sich durch seine verbesserte Kriegseinrichtung hervor, wo-
durch er das Land dem Untergange entriß und sich in einer Reihe
von Kämpfen den Beinamen des „Siegreichen" verdiente. Auf
den Wunsch der Stände des Landes übernahm er selbst die Kurwürde,
um als wirklicher Kurfürst den Anmaßungen seiner Gegner nachdrucks-
voller begegnen zu können. Mit einer ausgewählten Schgar Krieger
demüthigte er sodann den Raubadel im Ovenwald und in den Vo-
gesen, besiegte den Herzog von Zweibrücken, den Grafen von Leiningen
und andere, ja er nahm in der siegreichen Schlacht bei Seckenheim
(1462) den Grasen Ulrich von Württemberg, den Markgrafen von
Baden und feinen Bruder, den Bischof von Metz, nebst 350 Grafen