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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 276

1872 - Essen : Bädeker
276 Abgeordneten des Reiches den Krönungseid ablegte, sprach er: „Dasjenige, was der von mir gesprochene Eid — als König an der Stelle meines erlauchten Vaters, dessen Andenken mir immer theuer sein wird — mir auferlegt, zu erfüllen, habe ich den besten Willen und erwarte von der Gnade Gottes, daß er mir die Kraft dazu verleihen werde. Schwer ist es, nach einem Könige, wie der uns entrissene, zu regieren, ihn zu erreichen, unmöglich." — Seine erste Sorge war, den Staatshaushalt zu ordnen und durch weise Sparsamkeit die Abgaben zu vermindern. Er selbst ging mit seinem Beispiele voran, vereinfachte die Hofhaltung und verwendete das Ersparte zum Besten des Landes. Er besördete mit Liebe die Religion und erbaute zu diesem Zwecke prachtvolle Kirchen; erwachte mit großer Sorgfalt über die Erziehungs- und Unterrichts- anstalten und Pflegte Künste und Wissenschaften. Sehr Vieles geschah unter seiner Regierung zur Förderung des Ackerbaues, des Handels und der Gewerbe. Er gründete den Zollverein, er- baute den Ludwigskanal und errichtete Landwirthschafts-, Ge- werbe- und polytechnische Schulen. Die Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth, die er erbauen ließ, war die erste, welche in Deutschland angelegt wurde, und was König Ludwig im Gebiete der Kunst ins Dasein rief, übertrifft alles, was vor ihm in Bayern, ja man kann sagen, in Deutschland geschah. Unter den prachtvollen Bauten, die er aufführen ließ, nennen wir nur: den königlichen Palast, den Wittelsbacher Palast, die Allerheiligenkirche, die Ludwigskirche, die Ruhmeshalle, die Feldherrenhalle, das Siegesthor, die Bibliothek, das Universitätsgebäude und die neue Pinakothek in München, die Walhalla bei Regensburg, die Villa bei Edenkoben und die Verschönerungen ver Dome. in Bamberg, Regensburg und Speyer. Dabei wurden aber auch die Armen und Nothleidenden, die von Feuersbrunst und Überschwemmung Heimgesuchten in keinem Theile des Landes ver- gessen. — Die durch König Ludwig errichteten Denkmäler der Bau- und Bildekunst werden ihm einen bleibenden Ruhm für die Nachwelt erhalten, und die Erinnerung an seine glanzvolle Regierung wird fest- stehen in den Herzen des Bayernvolkes für und für. Im Jahre 1848 entsagte er dem Throne und übergab die Regierung am 20. März seinem Sohne, dem Kronprinzen Maximilian. Die königlichen Worte, welche er bei dieser Gelegenheit an die Bayern rich- tete, lauten: „Bayern! Ich lege die Krone nieder zu Gunsten meines geliebten Sohnes, des Kronprinzen Maximilian. Treu der Verfassung regierte ich; dem Wohle des Volkes war mein Leben geweiht; — als wenn ich eines Freistaates Beamter gewesen, so gewissenhaft' ging ich mit den Staatsgeldern um. Ich kann Jedem offen in die Augen sehen. — Und nun meinen tiefgefühlten Dank Allen, die mir anhingen. Auch vom Throne herabgestiegen, schlägt glühend mein Herz für Bayern, für Deutschland!"
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