1872 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Abgeordneten des Reiches den Krönungseid ablegte, sprach er:
„Dasjenige, was der von mir gesprochene Eid — als König an der
Stelle meines erlauchten Vaters, dessen Andenken mir immer theuer
sein wird — mir auferlegt, zu erfüllen, habe ich den besten Willen
und erwarte von der Gnade Gottes, daß er mir die Kraft dazu
verleihen werde. Schwer ist es, nach einem Könige, wie der uns
entrissene, zu regieren, ihn zu erreichen, unmöglich." —
Seine erste Sorge war, den Staatshaushalt zu ordnen und
durch weise Sparsamkeit die Abgaben zu vermindern. Er selbst ging
mit seinem Beispiele voran, vereinfachte die Hofhaltung und verwendete
das Ersparte zum Besten des Landes. Er besördete mit Liebe die
Religion und erbaute zu diesem Zwecke prachtvolle Kirchen; erwachte
mit großer Sorgfalt über die Erziehungs- und Unterrichts-
anstalten und Pflegte Künste und Wissenschaften. Sehr Vieles
geschah unter seiner Regierung zur Förderung des Ackerbaues, des
Handels und der Gewerbe. Er gründete den Zollverein, er-
baute den Ludwigskanal und errichtete Landwirthschafts-, Ge-
werbe- und polytechnische Schulen. Die Eisenbahn zwischen
Nürnberg und Fürth, die er erbauen ließ, war die erste, welche in
Deutschland angelegt wurde, und was König Ludwig im Gebiete der
Kunst ins Dasein rief, übertrifft alles, was vor ihm in Bayern, ja
man kann sagen, in Deutschland geschah. Unter den prachtvollen
Bauten, die er aufführen ließ, nennen wir nur: den königlichen
Palast, den Wittelsbacher Palast, die Allerheiligenkirche,
die Ludwigskirche, die Ruhmeshalle, die Feldherrenhalle,
das Siegesthor, die Bibliothek, das Universitätsgebäude
und die neue Pinakothek in München, die Walhalla bei
Regensburg, die Villa bei Edenkoben und die Verschönerungen
ver Dome. in Bamberg, Regensburg und Speyer. Dabei
wurden aber auch die Armen und Nothleidenden, die von Feuersbrunst
und Überschwemmung Heimgesuchten in keinem Theile des Landes ver-
gessen. — Die durch König Ludwig errichteten Denkmäler der Bau-
und Bildekunst werden ihm einen bleibenden Ruhm für die Nachwelt
erhalten, und die Erinnerung an seine glanzvolle Regierung wird fest-
stehen in den Herzen des Bayernvolkes für und für.
Im Jahre 1848 entsagte er dem Throne und übergab die Regierung
am 20. März seinem Sohne, dem Kronprinzen Maximilian. Die
königlichen Worte, welche er bei dieser Gelegenheit an die Bayern rich-
tete, lauten: „Bayern! Ich lege die Krone nieder zu Gunsten
meines geliebten Sohnes, des Kronprinzen Maximilian.
Treu der Verfassung regierte ich; dem Wohle des Volkes war mein
Leben geweiht; — als wenn ich eines Freistaates Beamter gewesen,
so gewissenhaft' ging ich mit den Staatsgeldern um. Ich kann Jedem
offen in die Augen sehen. — Und nun meinen tiefgefühlten Dank
Allen, die mir anhingen. Auch vom Throne herabgestiegen, schlägt
glühend mein Herz für Bayern, für Deutschland!"