1872 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Friedrich von Auguftenburg, der bereits früher sein Erbrecht geltend
gemacht hatte, und der nach dem Urtheile der tüchtigsten Rechtsgclehrten als
rechtmäßiger Nachfolger in Schleswig-Holstein erklärt wurde. Preußen da-
gegen, das schon vom Anfang an im Sine gehabt hatte, die Herzogthünur
an sich zu bringen, verhandelte mit Österreich und dem Erbprinzen vun
Auguftenburg, ob der letztere nicht einwilligte, die militärische Führung d<r
schleswig-holsteinischen Armee, den Kieler Hafen und andere wichtige Punkte au
Preußen abzutreten. Da aber der Prinz von Auguftenburg sich nicht willig
zeigte, auf diese Forderungen einzugehen, so lehnte Preußen den Antrag Öster-
reichs ab.
Inzwischen waren auch im Schoße der gemeinschaftlichen Landesregierung
Uneinigkeiten eingetreten, welche das bisher bestandene bundesfreundliche Ver-
hältniß ernstlich zu trüben drohten. Eine Zusammenkunft der Regenten von
Österreich und Preußen in Gastein am 29. April 1865 führte hierauf zu
einem Vertrag, in welchem festgesetzt wurde, daß Österreich die Verwaltung
Holsteins, Preußen „die Verwaltung von Schleswig übernehmen, Lauenburg
aber gegen eine an Österreich zu leistende Geldentschädigung in den alleinigen
Besitz Preußens „kommen sollte. Aber auch dieser Zustand war nicht von
langer Dauer. Österreich stellte, nachdem alle seine Bemühungen, in den Her-
zogthümern einen definitiven Zustand herbeizuführen, erfolglos blieben, am
1. Juni 186 6 die Entscheidung der schleswig-holsteinischen Frage den Ent-
schließungen des deutschen Bundes anheim und berief auch die Ständeversamim
lung des Herzogthums Holsteins nach Itzehoe. Dies erklärte Preußen für
einen Bruch des Gasteiner Vertrags. In Folge dessen und auf Grund des
Mitbesitzungsrechts auch in Holstein rückte der preußische General von Man-
ien ff el mit Truppen aus Schleswig wieder in Holstein ein und richtete an
den österreichischen Statthalter von Gablenz die Aufforderung, mit ihm
wieder eine gemeinschaftliche Regierung der beiden Herzogtümer zu bilden.
Dieser lehnte jedoch das Anerbieten ab und zog mit seinen Truppen und dem
Prinzen von Auguftenburg unter Protest sich aus Holstein nach Österreich zu-
rück. Österreich erklärte beim deutschen Bunde die Besetzung Holsteins durch
Preußen für einen Vertragsbruch und stellte am 11. Juni 1866 den An-
trag, das gesammte Bundesheer mit Ausschluß des preußischen Antheils gegen
Preußen mobil zu machen. Dieser Antrag wurde am 14. Juni 186 6 trotz
des Widerspruchs des preußischen Bundestagsgesandten von der Majorität,
wozu Österreich, Bayern, Würtemberg, Sachsen, Hannover, beide Hessen,
Nassau rc. gehörten, zum Beschluß erhoben. Nach der Abstimmung verließ
der preußische Gesandte die Sitzung mit der Erklärung, daß der bisherige
Bund gebrochen sei und für Preußen zubestehen aufgehört habe.
Schon zwei Tage nach diesem Bundesbeschluß, am 16. Juni, zogen
preußische Truppen in Hannover, Sachsen und Kurhessen ein, die aber nur
von den Hannoveranern Widerstand fanden. Die sächsische Armee zog sich
nach Böhmen zurück und vereinigte sich mit den Österreichern; die kurhessischen
Truppen schlossen sich am Main der Bundes-Armee an. Den Hannoveranern
gelang es aber nicht, sich mit der Bundes-Armee zu verbinden; sie wurden
nach einem am 27. Juni bei Langensalza stattgesundenen Gefechte von
den Preußen eingeschlossen, zur Kapitulation genöthigt, entwaffnet und in
ihre Heimath geschickt.
Da nun Sachsen von allen Truppen entblößt war, so konnten die Preu-
ßen von drei Seiten nach Böhmen vorrücken. Die drei preußischen Armeen
m einer Gesammtstärke von 250,000 Mann mit 750 Kanonen und unter
Führung des Kronprinzen, des Prinzen Friedrich Karl und des Gene-
rals Herwarth von Bittenseld vereinigten sich am 29. Juni auf dem
rechten Ufer der obern Elbe. Österreich, das jedoch durch ein Bündniß des
schon.längst gut gerüsteten Preußens mit Italien, welch letzteres zu gleicher
Zeit Österreich den Krieg erklärte, um ihm Venetien zu entreißen, an semer
vollen Machtentfaltung gegen Norden verhindert war, hatte unter dem Ober-