1872 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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befehl des Feldzeugmeisters von Benedek 250,000 Mann (darunter 23,000
Sachsen) mit 800 Kanonen in Böhmen aufgestellt. Nach einigen vorausge
gangenen größern und kleinern Gefechten, kam es am 3. Juli 1866 bei
Königgrätz zur Hauptschlacht. Die Österreicher wurden geschlagen. Die
Preußen drangen bis in die Nähe von Wien vor. Das preußische Haupt-
quartier befand sich in Nikolsburg (12 Meilen von Wien). Hier wurde ein
vierwöchentlicher Waffenstillstand abgeschlossen. Daran schlossen sich die Frie-
densverhandlungen in Prag und am 23. August wurde dort der Friedens-
vertrag unterzeichnet.
Das Resultat dieses Friedens war (außer dem Verlust Venetiens an das
Königreich Italien und eine bedeutende Kriegskostenentschädigung) die völlige
Ausschließung Österreichs aus allen deutschen Angelegenheiten und seine un-
bedingte Anerkennung derjenigen Bestimmungen, die Preußen in Deutschland
treffen werde.
Nach der Schlacht bei Langensalza und der Kapitulation der Hannoveraner
vereinigte der preußische General Vogel von Falkenstein die ihm zuge-
führten Truppen zu einer Main-Armee in der Stärke von 53,000 Mann
mit 96 Geschützen, um gegen die bayerische Armee und das 8. Bundes-
Corps am Main den Kampf zu beginnen. Die bayerische Armee zählte
50,000 Mann mit 136 Geschützen und stand unter dem Kommando des
Prinzen Karl von Bayern; das 8. Bundes-Corps bestand aus 14,000 Wür^
tembergern, 12,000 Badensern, 19,000 Hessen, 5000 Nassauern und 12,000
Österreichern, im Ganzen aus 62,000 Mann mit 139 Geschützen unter dem
Oberbefehl des Prinzen Alexander von Hessen. Jnr Laufe des Krieges
wurde, um größere Einheit in die Action zu bringen, das Öberkommando
über sämmtliche Bundestruppen in die Hände des bayerischen Oberseldherrn
gelegt. Die Bayern standen im nördlichen Franken, zwischen Rhön und Thü-
ringerwald, während das 8. Armee-Corps nördlich von Frankfurt in der Wet-
terau aufgestellt war. Nachdem die preußische Main-Armee sich bei Eisenach
concentrirt hatte, ging sic unter fortwährenden kleinen Gefechten von hier süd-
westlich auf Fulda zu nach dem Main,, wandte sich am 9. Juli nach Unter-
sranken bis zur fränkischen Saale. Hier kam es an mehreren Punkten zwi-
schen den Bayern und Preußen zu hitzigen Gefechten. Bei Kissingen und
Hammelburg war der Kamps am heftigsten. Obwohl die Bayern am
11. Juli sich auf das linke Mainufer zurückziehen mußten, so konnte doch
selbst der Feind der bayerischen Armee den an den Tag gelegten Muth und
die bewiesene große Tapferkeit und Ausdauer nicht absprechen. Die preußische
Main-Armee wandte sich nun gegen Aschaffenburg. Nachdem hier die ver-
einigten Österreicher, Kurhessen, Badenser und Würtemberger von den Preußen
zurückgedrängt waren und dieselben Aschaffenburg erstürmt hatten, zog sich das
8. Bundes-Armee-Corps, das nun Frankfurt und Hanau ausgeben mußte,
über den Main zurück. Am 16. Juli zog Vogel von Falkenstein mit
der preußischen Armee in Frankfurt ein, von wo der Bundestag bereits
am 14. Juli seinen Sitz nach Augsburg verlegt hatte.
, Die preußische Main-Armee suchte nun die Bundestruppen südlich des
Mains auf. Die Tage vom 23. bis 27. Juli bilden eine Reihe nur des
Nachts unterbrochener Gefechte. Am 23. Juli wurden die Badenser bei Hund-
heim und am 24. die Österreicher, Würtemberger, Hessen-Darmstädter und
Nassauer bei Tauberbischofsheim besiegt. Am 25. wurden die Bayern
nach fünfstündigem Kampfe bei Helmstadt bis Üttingen zurückgedrängt.
Am 26. kakn es nochmals bei Roßbrunn zu einem blutigen, für die Bayern
ungünstigen Treffen. Am 27'. rückte die preußische Armee gegen Würzburg
vor. Die Beschießung der Feste Marienburg wurde aber durch den Abschluß
des Waffenstillstandes unterbrochen. General von Manteussel hielt
am 2. August seinen Einzug in Würzburg.
Hiermit hatte, der Krieg sein Ende erreicht. Das Resultat desselben war
aber für die mit Österreich verbündeten Staaten sehr ungünstig. Hannover,