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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 377

1872 - Essen : Bädeker
377 Farrnkraut, Schachtelhalm und Bärlapp sind nicht selten die einzigen Pflanzen gewesen, die dicht gedrängt emporgeschossen waren. Keine duftende Blüthe schmückte das dunkle Grün, keine wohlschmeckende Früchte zierten die Zweige, kein liederreicher Sänger nistete in ihrem Schatten. Nur gespensterhafte Thiere sind in ihnen mit ihren Schrek- kensgestalten aufgefunden worden. So liegt eine ganze Urwelt ver- graben im Schoße der Erde und zeigt uns mitten unter dem starren Gestein ein längst vergangenes Leben. Als aber die allmächtige Hand dem langen Kampfe aller Elemente Grenze und Ziel setzte und die Meßschnur spannte über Berg und Thal, über Meer und Land, da entsproß ein neues, junges Leben der stummen Erde und blickte zum erquickenden Strahl der belebenden Sonne. In dem gezweigten Baume säuselte der Wind in Harfentönen ein neues Schöpfungslied, und edlere Formen weckte der Werderuf des Ewigen von neuem zum Dasein. 2. Das Pflanzenreich. Gott ist groß in allen seinen Werken! Warum in den Wundern entfernter Gebiete des Weltalls ihn suchen? Seine Macht und Weis- heit ist in den Bahnen des Himmels, wo Erden, Sonnen und Monde in unveränderlichen Kreisen und Ordnungen schweben, nicht erhabener, nicht unbegreiflicher als in den Gefäßen, Adern und Fasern des klein- sten Blättchens einer am Sonnenstrahl sich entfaltenden Blume. — Der Herr ist überall groß und sich überall gleich, im weiten Welt- gebäude, wie im kleinsten Grashalme. Die Lebensgeschichte einer ein- zigen Pflanze wäre hinreichend, den hartnäckigsten Zweifler vom Da- sein einer höchsten Weisheit und Vorsehung zu überzeugen. Aber wer kann eine solche Geschichte würdig und allumfassend genug beschrei- den, wie sich aus dem geringen Samenkorn ein Keim entwickelt, der nach Jahren zum weitschattenden Baume wird, welcher vielen hundert, ja tausend lebendigen Geschöpfen auf und unter ihm Kühlung, Schutz, Aufenthalt oder Nahrung giebt? Jeder Baum ist eine kleine Welt von Thieren aller Art; ja jedes Blatt ist eine Stadt von einer Menge mit bloßen Augen kaum erkennbaren Kreaturen. Für Alle sorgt Gott. Für sie ist keine andere Welt als dieser Baum, an dem sie wohnen; er steht seit Jahrhunderten, und tausend Geschlechter sind auf ihm geboren und vergangen. So erreichen unsere Eichen oft das Alter von einem halben Jahrtausend, und auf dem Libanon sollen noch Ce- dern grünen, die Salomo's Tage sahen. Jede Gegend des Erdballs ist durch die Hand des Schöpfers mit den ihr eigenthümlichen Pflanzen geschmückt. Aber viele, welche für den Menschen eine gesunde Nahrung bieten, sind einer solchen Na- tur, daß sie sich fast überall hin, wo Sterbliche wohnen, verpflanzen lassen. Vor Zeiten waren die Länder unserer Gegend unermeßliche Wüsteneien, Herbergen wilder Thiere, meistens von unfruchtbaren Bäu- men und ungenießbaren Kräutern bedeckt. — Jetzt gleicht unser Vater- land einem großen Garten, versehen mit den nützlichsten und
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