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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 436

1872 - Essen : Bädeker
436 Sie nahm ein Gefäß mit Wasser und goß es ihm durchs Fenster nach. „Ich dachte es wohl," sagte Sokrates, „aus ein Donnerwetter pflegt ein Regen zu kommen." Einst beschwerte sich ein Athener über die Mühseligkeiten einer Fußreise, die er so eben gemacht hatte. „Hat dir dein Sklave folgen können?" fragte Sokrates. „O ja." — „Trug er etwas?" — „Ein großes Bündel." — „Der ist wohl recht müde?" — „Nein, ich habe ihn sogleich wieder mit einem Aufträge fortgeschickt." — „Siehe," sagte Sokrates, „du hast vor deinem Sklaven Vorzüge des Glückes; er hat vor dir Vorzüge der Natur." Sokrates grüßte einen vornehmen Bürger auf der Straße, der ihm nicht dankte, sondern stolz vorüberging. Die jungen Freunde des Weisen waren darüber unwillig. „Nicht doch," sagte Sokrates, „ihr würdet ja nicht zürnen, wenn mir einer begegnete, der häßlicher wäre als ich. Warum ereifert ihr euch also, daß dieser Mensch minder höstich ist als ich?" Es war vorauszusehen, daß sich Sokrates durch seine ausgezeichnete Weisheit und Tugend bei dem großen Hausen seiner verdorbenen Mit- bürger, deren Sittenlosigkeit er mit Worten strafte, Haß und Neid zu- ziehen mußte. Sie verläumdeten ihn also, verklagten ihn öffentlich, er glaube nicht an die Götter der Vaterstadt, und die ungerechten Richter verurtheilten ihn zum Tode. Sokrates hörte sein Todesurtheil mit der größten Ruhe. Er verzieh Allen, die ihn verurtheilt hatten, und freute sich, bald zu den Geistern der edlen Männer aus der Vor- zeit hinüber zu wandeln. Dann wurde er ins Gefängniß geführt. Seine Schüler hatten den Gefängnißwärter bestochen, daß er die Thüre des Kerkers offen ließe, damit ihr geliebter Lehrer sich durch die Flucht retten könnte; er aber wies ihren Vorschlag zurück und trank den ihm dargereichten Giftbecher — 400 v. Chr. 3. Alexander der Große, König von Macedonien. (333 v. Chr.) Alexander, der Sohn Philipps, des Königs von Macedonien, verdankte seine Bildung dem berühmten griechischen Philosophen Aristoteles. Schon als Knabe hatte Alexander für alles Ruhmwürdige einen regen Sinn. So oft er die Nachricht von einem Siege seines Vaters erhielt, rief er schmerzlich aus: „Mein Vater wird mir nichts mehr zu erobern übrig lassen!" Einmal bekam sein Vater ein wildes Pferd, Bucephalus genannt. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst, aber es ließ keinen auffitzen. Da bat Alexander seinen Vater, ihm einen Versuch zu gestatten. Nach vielem Bitten erhielt er endlich die Erlaubniß. Nun ergriff er das Pferd beim Zügel und führte cs gegen die Sonne; denn er hatte bemerkt, daß es sich vor seinem eigenen Schatten scheute. Er streichelte es, und plötzlich schwang er sich pfeilgeschwind hinauf. Das Pferd stog in wildem Ga- lopp mit ihm davon, und sein Vater fürchtete für sein Leben. Als er aber umlenkte und das unbändige Roß sicher tummelte, da erstaunten Alle, und Philipp rief voll Freuden: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich; Macedonien iß zu klein für dich." — Alexander war kaum zwanzig Jahre alt, als sein Vater starb. Zuerst unterwarf er sich Griechenland und zeigte sich überall als einen Kenner und Be- schützer der Künste und Wissenschaften. In Korinth besuchte er aucb den Dioge-
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