1872 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
439
Numitor. Numitor hatte aber einen bösen Bruder, Amulius. Dieser
wollte gern König sein und stieß daher den Numitor vom Throne,
brachte dessen Sohn um, und ließ, als Numitors Tochter Zwillinge
bekam, diese in einer Badewanne auf den Tiberfluß setzen, daß sie
ertränken. Aber sie ertranken nicht, sondern die Wanne blieb am Ufer
stehen. Die Knäblein weinten bitterlich. Das hörte eine Wölfin, lief
herbei, und — war barmherziger als der Großoheim. Sie legte sich
aus die Knaben und säugte sie. Nach einiger Zeit kam ein Hirt des
Weges und sah die Wölfin und die Knaben, welche Lei der Wölfin
lagen, — jagte diese fort und nahm jene mit, brachte sie seiner Frau,
zog sie auf und nannte sie Romulus und Remus. Da mit der
Zeit aus den Knaben große, schöne Jünglinge geworden waren, fragte
sie einmal ihr Pflegevater: „Nicht wahr, ihr meint, ich sei euer Vater?
— Es ist aber nicht also. Ihr seid Prinzen. Der arme Numitor ist
euer Großvater, und Amulius hat ihn abgesetzt!" Das betrübte die
kühnen Jünglinge. Sie sammelten die Hirten der Umgegend, ihre
Freunde, erzählten ihnen die ganze Geschichte, gingen nach Alba, er-
schlugen den Amulius und setzten ihren Großvater wieder auf den Thron.
Erkenntlich für solche Wohlthat, gab ihnen Numitor einen Fleck Landes
an der Tiber und erlaubte ihnen eine Stadt zu bauen. Hier nun,
an dem Orte, wo sie als Hirten gewohnt hatten, legten Romulus
und Remus, in Verbindung mit vielen Bewohnern der Umgegend, den
Grund zu der Stadt, aus welcher später das so mächtige Nom wurde.
Gleich im Anfange war unter den Brüdern Streit, wer von ihnen die
Stadt benennen, wer sie als König beherrschen sollte, und der Streit
endete mit — Todtschlag. Romulus schlug seinen Bruder Remus todt
und nannte die Stadt nach seinem Namen Rom. Dem Brudermörder
ging's indeß am Ende, wie er's verdiente. Er ward zwar König der
neuen Stadt, aber die Ältesten (lat. Senatoren) hatten auch ein Wort
mitzureden. Und als Romulus ihnen einmal nicht recht zu Willen
fein wollte, stachen sie ihn todt und sagten aus Furcht vor dem Volke:
„Die Götter haben ihn abgeholt und in ihre Mitte versetzt." — Und
fortan hieß der Brudermörder Romulus ein Gott.
Romulus' Stadt war von Jahr zu Jahr mächtiger geworden, und von ganz
Italien gefürchtet stand das kriegerische Rom da. Da kam etwa 300 v. Chr.
aus Eptrus, einer Landschaft des nördlichen Griechenlands, ein mächtiger König
über das Meer; er hieß Pyrrhus; der wollte sich mit den Römern messen. In
der ersten Schlacht siegte er hauptsächlich durch Hülfe gewisser Thiere, welche die
Römer mit dem höchsten Erstaunen betrachteten; denn noch nie hatten sie solche
zu Gesicht bekommen. Es waren Elephanten. Auf den Rücken dieser ungeheuren
Thiere waren hölzerne Thürmchen befestigt, von jedem stritten 16 Soldaten mit
Lanzen und Pfeilen; auch die Elephanten selbst, namentlich wenn sie erst durch
Wunden gereizt waren, packten mit ihren Rüffeln feindliche Soldaten, schmetterten
sie zu Boden und zermalmten sie mit ihren Füßen, die eher dicke Säulen als
bewegliche Glieder eines Thieres zu sein schienen. Trotz des ungewohnten An-
blicks, des geheimen Grauens vor diesem unbekannten Feinde, hatten die Römer