1872 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Bender, Ludwig, Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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10. Oktavianus Auguftus
(Um Chr. Geb.)
Zum Haupterben hatte Cäsar seinen Neffen ernannt, den Okta-
vianus, einen achtzehnjährigen Jüngling voll Heuchelei und Schlau-
heit. Dieser schloß mit Antonius und Lepidus eine Verbindung
und es entstand eine zweite Dreimänner-Herrschaft (Triumvirat).
Sie vertheilten auch jetzt die Regierung der verschiedenen Länder unter
sich. Um nun im ungestörten Besitze der Oberherrschaft zu bleiben,
kamen sie überein, alle ihre Gegner zu vertilgen. Sie veranstalteten
furchtbare Hinrichtungen; die edelsten und reichsten Männer wurden
ermordet. Antonius, der in Kleinasien seinen Sitz nahm, drückte
dort die Einwohner mit ungeheuren Abgaben, und lebte als ein herz-
loser Verschwender. Endlich verfeindete er sich mit Oktavianus, der
ihn bekriegte und überwand. Als ihn in Ägypten seine Soldaten ver-
ließen, todtste er sich selbst.
Jetzt war Oktavianus der alleinige Beherrscher des römischen
Reiches. Er ließ sich Casar nennen, woraus in der Folge das Wort
Kaiser entstanden ist. Er war also der erste römische Kaiser.
Man gab ihm auch den Namen Auguftus, d. i. der Erhabene. (30
Jahre v. Chr.)
Zu dieser Zeit breitete sich das römische Reich vom atlantischen
Meer bis zum Euphrat — vom Rhein, der Donau und dem
schwarzen Meere bis an die afrikanischen und arabischen
Wüsten über alle Küsten des mittelländischen Meeres aus. Welch
ein Reich also, das im Laufe von 7 bis 8 Jahrhunderten auf den
Trümmern aller übrigen Staaten sich erhoben hatte, das mächtiger
war, als die mächtigen Reiche der Assyrer, Babylonier, Perser
und Macedonier gewesen waren!
Da Kaiser Oktavianus Auguftus mit vieler Klugheit und Milde
regierte, so vergaß man allmählich seine übrigen Gräuelthaten. Ja,
seine Regierung wird sogar das goldene Zeitalter genannt, weil
nicht nur Künste und Wissenschaften unter ihm die höchste Blüthe er-
reichten, sondern weil auch bei einem fast ununterbrochenen Frieden das
Reich sich eines wachsenden Wohlstandes in allen seinen Provinzen er-
freute. Während der Regierung des Kaisers Auguftus waren die
jüdischen Fürsten, Nachkommen der Makkabäer, uneins unter ein-
ander. Da setzte Auguftus den Juden einen neuen Fürsten, der
Herodes hieß und von Herkunft ein Edomiter (Jdumäer) war.
Deutschland, unser Vaterland, hätte Kaiser Auguftus noch
gern seinem gewaltigen Reiche hinzugefügt. Die kriegerischen, tapferen
Deutschen waren den Römern sehv' lästige und gefährliche Nachbarn.
Waren doch schon 113 Jahre v. Chr. die Cimbern und Teutonen
von der Ostsee her in Italien eingedrungen, und hatten die Römer in
einen solchen Schrecken versetzt, daß sie noch lange einen ungeheueren
Schrecken einen cimbrischen nannten. Mochten die Deutschen noch
so oft zurückgeschlagen werden, sie kamen inimer wieder. Da beschloß