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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 56

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
56 112. Das Ci des Kolumbus. Morgen aufstand, war es ihm so wohl, daß er sagte: „Ich hätte zu keiner ungeschickteren Zeit können gesund werden, als jetzt, wo ich zum Doktor soll. Wenn's mir doch nur ein wenig in den Ohren brauste, oder das Herzwasser lief' mir!" — Als er nun zum Doktor kam, nahm der ihn bei der Hand und sagte ihm: „Jetzt erzählt mir denn noch einmal von Grund aus, was Euch fehlt." Da sagte er: „Herr Doktor, mir fehlt gottlob nichts; und wenn Ihr so gesund seid, wie ich, so soll’s mich freuen." Der Doktor sagte: „Das hat Euch ein guter Geist geraten, daß Ihr meinem Rate gefolgt seid. Der Lind- wurm ist jetzt abgestanden. Aber Ihr habt noch Eier im Leib, deswegen müßt Ihr wieder zu Fuß heimgehen, und daheim fleißig Holz sägen, und nicht mehr essen, als Euch der Hunger ermahnt, damit die Eier nicht ausschlüpfen, so könnt Ihr ein alter Manu werden", und lächelte dazu. Aber der reiche Fremd- ling sagte: „Herr Doktor, Ihr seid ein feiner Kauz, und ich verstehe Euch wohl", lind hat nachher den Rat befolgt, und 87 Jahre, 4 Monate, 10 Tage gelebt, wie ein Fisch im Wasser so gesund, und hat alle Neujahr dem Arzt 20 Dublonen zum Gruß geschickt. He.bel. 112. Pas Ei des Kolumbus. .Bei einem Feste, welches der Kardinal Mendoza dem Kolumbus zu Ehren veranstaltete, hielt er ihm eine grosse Lobrede wegen der von ihm gemachten Entdeckung. Die anwesenden Herren vom Hof nahmen es übel auf, dass einem Ausländer, noch dazu einem Manne, der nicht einmal von adliger Herkunft sei, so grosse Auszeichnung zu teil wurde. „Mich dünkt“, hub einer der königlichen Kammerherren an, „der Weg nach der sogenannten neuen Welt war nicht so schwer zu finden, das Weltmeer stand überall offen, und kein spanischer Seefahrer würde den Weg verfehlt haben.“ Mit vornehmem Gelächter gab die Gesellschaft dieser Äusserung ihren Beifall zu erkennen, und mehrere Stimmen riefen: „0, das hätte ein jeder von uns gekonnt!“ „Ich bin weit davon entfernt“, entgegnete Kolumbus, „mir etwas als Ruhm anzumassen, was ich nur einer gnädigen Fügung des Him- mels zuschreiben darf, indessen kommt es doch bei vielen Dingen in der Welt, welche uns leicht auszuführen scheinen, oft nur darauf an, dass sie ein anderer uns vormacht, „Dürft’ ich“, sagte Kolumbus zu jenem Kammerherrn gewendet, „Sie wohl ersuchen, dies Ei“ — er hatte sich von einem Diener ein Hühnerei bringen lassen — „so auf die Spitze zu stellen, dass es nicht umfällt?“ Der Kammerherr ver- suchte von der einen wie von der andern Seite vergeblich, das Ei zum Stehen zu bringen. Der Nachbar bat es sich aus, es wollte ihm ebenso wenig gelingen. Nun drängten sich die andern hinzu, ein jeder wollte den Preis gewinnen, allein weder mit Eifer noch mit Ruhe war es möglich, das Kunststück auszuführen. „Es ist unmöglich“, riefen die Herren, „Ihr verlangt etwas Unausführbares.“ „Und doch“, sagte Kolumbus, „werden diese Herren sogleich sagen: das kann jeder von uns auch!“ Jetzt nahm er das Ei und setzte es mit einem leichten Schlag
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