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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 206

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
206 Zi. Roland Schildträger. 14. Dem Riesen schwand der Mut dahin, wie ihm der Schild entrissen; das Kleinod, das ihm Kraft verliehn, mußt' er mit Schmerzen missen. Zwar lief er gleich dem Schilde nach, doch Roland in das Knie ihn stach, daß er zu Boden stürzte. 15. Roland ihn bei den Haaren griff, hieb ihm das Haupt herunter; ein großer Strom von Blute lief ins tiefe Thal hinunter. Und aus des Toten Schild hernach Roland das lichte Kleinod brach und freute sich am Glanze. 16. Dann barg er's unterm Kleide gut und ging zu einen: Quelle; da wusch er sich von Staub und Blut Gewand und Waffen helle. Zurücke ritt der jung' Roland, dahin, wo er den Vater fand, noch schlafend bei der Eiche. 17. Er legt' sich an des Vaters Seit', vom Schlafe selbst bezwungen, bis in der kühlen Abendzeit Herr Milon aufgesprungen: „Wach' auf, wach' auf, mein Sohn Roland! Nimm Schild und Lanze schnell zur Hand, daß wir den Riesen suchen!" 18. Sie stiegen auf und eilten sehr, zu schweifen in der Wilde; Roland ritt hinterm Vater her mit dessen Speer und Schilde. Sie kamen bald zu jener Statt', wo Roland jüngst gestritten hätt'; der Riese lag im Blute. 19. Roland kaum seinen Augen glaubt', als nicht mehr war zu schauen die linke Hand, dazu das Haupt, so er ihm abgehauen, nicht mehr des Riesen Schwert und Speer, auch nicht sein Schild und Harnisch mehr, nur Rumpf und blut'ge Glieder. 20. Milon besah den großen Rumpf: „Was ist das für 'ne Leiche! Man sieht noch am zerhaunen Stumpf, wie mächtig war die Eiche. Das ist der Riese; frag' ich mehr? Verschlafen hab' ich Sieg und Ehr', drum muß ich ewig trauern." — 21. Zu Aachen vor dem Schlosse stund der König Karl gar bange: „ Sind meine Helden wohl gesund? sie weilen allzu lange. Doch seh' ich recht, auf Königswort! so reitet Herzog Haimon dort, des Riesen Haupt am Speere." 22. Herr Haimon ritt in trübem Mut, und mit gesenktem Spieße legt' er das Haupt, besprengt mit Blut, dem König vor die Füße: „Ich fand den Kopf im wilden Hag, und fünfzig Schritte weiter lag des Riesen Rumpf am Boden." 23. Bald auch der Erzbischof Turpiu den Riesenhandschuh brachte, die ungefüge Hand noch drin; er zog sie aus und lachte: „Das ist ein schön Reliquienstück, ich bring' es aus dem Wald zurück, fand es schon zugehauen." 24. Der Herzog Naims von Bayerland kam mit des Riesen Stange: „Schaut an, was ich im Walde fand! ein Waffen, stark und lange. Wohl schwitz' ich von dem schweren Druck; hei! bayrisch Bier, ein guter Schluck, sollt' mir gar köstlich munden!" 25. Graf Richard kam zu Fuß daher, ging neben seinem Pferde; das trug des Riesen schwere Wehr, den Harnisch samt dem Schwerte: „Wer suchen will im wilden Taun, manch Waffenstück noch finden kann; ist mir zu viel gewesen." 26. Der Graf Garin thät ferne schon den Schild des Riesen schwingen. „Der hat den Schild, des ist die Krön', der wird das Kleinod bringen!" „Den Schild hab' ich, ihr lieben Herrn, das Kleinod hätt' ich gar zu gern, doch das ist ausgebrochen." 27. Zuletzt thät mau Herrn Milon sehn, der nach dem Schlosse lenkte; er ließ das Rößlein langsam gehn, das Haupt er traurig senkte. Roland ritt hinterm Vater her und trug ihm seinen starken Speer zusanit dem festen Schilde. 28. Doch wie sie kamen vor das Schloß und zu den Herr'n geritten, macht' er von Vaters Schilde los den Zierat in der Mitten: das Riesenkleinod setzt' er ein, das gab so wunderklaren Schein, als wie die liebe Sonne.
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