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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 230

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
230 3. Heinrich L, der 5tädtegründer. Ebenso bildete Heinrich ans dem Lehnsadel die regelmäßige Reiterei.- Früher hatte jeder berittene Dienstmann in wilder Unordnung angegriffen, jeder hatte gestrebt, der erste zu sein. Jetzt lehrte Heinrich sie aber, in geschlossenen Reihen zu fechten, und da diese Ordnung sich nicht ohne strenge Zucht durchführen ließ, so bestimmte er, daß jeder, um ordentlicher Reiter- oder Ritter zu werden, von unten ans dienen und als Knecht oder Knappe eine gewisse Lehrzeit durchmachen solle./ Für die ausgebildeten Ritter führte er glänzende Waffenspiele, sogenannte Turniere, ein, wo vor den Augen edler Frauen und Jungfrauen zu Roß gekämpft ward und der Sieger ans den Händen der Zuschauerinnen einen Preis erhielt. Dadurch ward das Ehrgefühl mächtig gefördert, und bald entstand so eine allgemeine Gilde christlicher Ritterschaft, deren höchster Zweck war, für Gott und für die wehrlosen Frauen zu streiten, alle unehrliche Lebensweise zu fliehen und dem Gebot der Ehre unbedingt zu folgen. Während dieser Schöpfungen aber ließ Heinrich es auch nicht an kriege- rischem Ernste fehlen. Da die östlichen Nachbarn, die Slaven, vielfach an den Raubzügen der Ungarn teilgenommen hatten, so brach er gegen sie auf, eroberte die Hauptstadt Brannibor und gründete hier zur Bewachung der Mark oder Grenze die Markgrafschaft Brandenburg, indem er sächsische Bauern unter die Besiegten verpflanzte und deutsche Bildung unter ihnen ver- breitete. Ebenso züchtigte er die räuberischen Dänen. Er eroberte das Land zwischen Eider und Schlei und gründete auch hier eine Markgrafschaft mit der festen Burg Schleswig. Als darauf der Waffenstillstand mit den Ungarn abgelaufen war, erschienen ihre Gesandten vor dein König, den alten Tribut zu fordern, Heinrich aber verkündigte ihnen Krieg auf Leben und Tod. Da brachen die Ungarn unge- säumt in ungeheuren Massen in das Reich. Sie teilten sich in zwei große Haufen, von denen der kleinere, 50 000 Mann stark, bei Sonders Hansen auf den tapfern Heerbann der Sachsen und Thüringer stieß und aufs Haupt geschlagen wurde. Das andere, noch größere Heer stand an der Unstrut unweit Merseburg dem König selbst gegenüber. Heinrich hatte sich auf einem Berge verschanzt. Sobald die Ungarn die Lage ihrer Brüder bei Sondershansen erfuhren, zündeten sie längs dem Flusse hohe Feuer an, die zerstreuten Plün- derer zu sammeln, und am Morgen begann die große Schlacht. Heinrich hielt eine begeisternde Rede an sein Volk, und alle schwuren mit ihm, den Feind der Christenheit zu verderben oder nnterzugehn. Das Bild des heiligen Michael, des kriegerischen Engels, ward als das große Banner des Reichs voransgetra- gen. Ein furchtbares Morden begann, die Ungarn schrieen alle: „Hui, Hui!" — die Deutschen: „Kyrie eleison!" Lange schwankte die Schlacht, aber end- lich siegte die neue Kriegskunst und die heilige Wut der Deutschen. 30 000 Ungarn blieben tot auf dem Platze, der Rest entfloh. Zahllose christliche Skla- ven wurden befreit. Sobald der Sieg entschieden war, knieete der fromme Heinrich mit dem ganzen Heere auf dem Schlachtfelde nieder und dankte betend dem himmlischen Schutzherrn. Die Ungarn scheinen alle niedergesäbelt worden zu sein, wo man sie ereilte. Ganz Deutschland aber jubelte, und die Ritter- schaft veranstaltete unter dein Vorsitz des Königs ein glänzendes Turnier zu Göttingen.
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