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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 255

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
22. Die Hansa. 255 unermeßliche Reichtümer erworben. Wie sich aber alles im Mittelalter zu Genos- senschaften zusammenschloß, so gingen auch sie, nicht wie die rheinischen Städte zur augenblicklichen Verteidigung gegen übermütige Raubritter, sondern zur dauernden Verfolgung ihrer Handelsvorteile einen Bund ein, der nach damaligem Sprachgebrauch Hansa, d. h. Innung, genannt ward. Die ersten Mitglieder waren Hamburg, Lübeck und Bremen, aber dieser Hansabund erweiterte sich im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert so, daß er zuweilen über 70 Städte umfaßte, mit seinen Flotten die nordischen Meere beherrschte, ganze Länder eroberte, niächtige Könige beugte. Doch war die Verbindung der Städte nur locker, oft geteilt, oft eingeschlafen, und nur fetten trat ihre ganze furchtbare Kraft zum Verderben ihrer Feinde hervor, wenn sie sich einmal entschlossen einig zu handeln. Dieser Bund konnte des ganzen deutschen Nordens Herr werden, wenn er wollte; allein es wurde nicht einmal der Versuch dazu gemacht. Die Bürger fühlten sich nur als Kaufleute, die zufrieden waren, wenn man ihnen in der Fremde nur ihren umhegten Platz ließ, auf dem sie nach heimat- licher Sitte und heimischem Recht ihren Handel betrieben. Die Größe und Macht der Hansa beruhte, obwohl ihre Schiffe auch bis in die innersten Buchten des Mittelmeeres gingen, zumeist aus dem Handel der Ostseefahrer. Denn damals war die Ostsee der große Fischbehälter Euro- pas; die Dorsche wälzten sich haufenweise in die ausgeworfenen Netze, der Hering kam jährlich in ungeheuren Wanderzügen durch den Sund, an den Flußmündungen wimmelten der Lachs und der Aal. Besonders aber war der Heringssang für die nordischen Handelsstädte von der größten Wichtigkeit. Bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts zog der Fisch längs der Küste von Pom- mern in so dichten Massen, daß man im Sommer nur den Korb ins Meer zu senken brauchte, um ihn gefüllt herauszuziehen. Damals wuchsen Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald mit wunderbarer Schnelligkeit zu hohem Wohlstand. Im dreizehnten Jahrhundert aber verlegte der Hering seine Seewege und strich längs der stachen Küste von Schonen und am norwegischen User. Da eilten alle seetüchtigen Völker in sein Fahrwasser, und die deutschen Hansastädte kämpften um seinetwillen blutige und siegreiche Kriege mit den Dänen, Engländern, Schotten lind Holländern, sie brachen den däni- schen Königen ihre festen Schlösser, besetzten ihre Inseln und behaupteten Jahr- hunderte hindurch die Herrschaft in Gotland, Schonen und Bergen. Das war die große Zeit der deutschen Hansa. Nach 1400 aber änderte der Hering wieder seine Züge und ging an die holländische Küste; seitdem wurden die hol- ländischen Städte reich und mächtig. War der hanseatische Kaufmann daheim, so zeigte er gern seinen Wohl- stand durch stattliche Kleidung, kostbare Pelze und bunte Farben; er trug das Schwert an der Seite und am reichverzierten Gurt die Geldtasche und den Siegelring, worin das wichtige Zeichen seines Geschäftes, die Hausmarke, eingegraben war. Denn er war des Schreibens nicht immer mächtig, und durch dieselbe Marke, die von seinen Fässern und Ballen her an allen Enden der Welt bekannt war, bestätigte er Geldanweisungen und Urkunden, die er durch seinen Schreiber ansstellen ließ. Aber derselbe Mann trug zur See auch die Friesjacke des Schissers und das Panzerhemd des Kriegers. Denn wenn er aus seinem rnndbanchigen,
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