Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 257

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
23. Erfindungen im lllittclalter. 257 besonders die Anfangsbuchstaben schön auszumalen und durch Bildchen, mit Gold ausgelegt, zu verzieren pflegte. Diese Art die Bücher zu vervielfältigen mar sehr mühsam und zeitraubend, und die Bücher selbst waren unerschwinglich teuer. Man hatte bereits die Erfindung gemacht, Heiligenbilder und Spielkarten in Holz auszuschneiden und abzudrucken, und wandte sie nun auf einzelne Stellen und Kapitel der Bibel an. Dies gelang; aber für jede Seite und für jedes Buch mußten neue Tafeln geschnitten werden, und so war es denn ein glücklicher Gedanke Guttenbergs, die einzelnen Schriftzeichen in buchenen Stäbchen auszu- schneiden, mit Fäden zu Zeilen zu verbinden und abzudrucken, denn diese Stäb- chen konnten nach dem Gebrauche wieder auseinandergenommen und zu neuem Drucke benutzt werden. Aber die hölzernen Lettern zersprangen leicht, und Gut- tenberg wählte bleierne. Im Jahre 1439 wurde die Presse erfunden, aber noch kam kein vollständiges Buch zustande. Guttenberg war damals in Straßburg, wohin er sich wegen innerer Zer- würfnisse in Mainz schon 1424 begeben hatte, und wo er bis 1443 blieb. Daher macht auch Straßburg auf die Ehre Anspruch, Mutterstadt der Buchdruckerkunst zu sein. Nach Mainz zurückgekehrt, verband er sich mit Johann Faust (Fust), einem reichen Goldschmied, und Peter Schösser, einem Geistlichen zu Germers- heim, welcher letztere das sogenannte Letterngut und die Druckerschwärze aus Kienruß und Leinöl erfand. Das erste gedruckte Werk war eine lateinische Über- setzung der Psalmen, die 1457 vollendet wurde. Aber Guttenberg hatte bereits sein ganzes Vermögen der neuen Erfindung zum Opfer gebracht und schuldete an Faust eine beträchtliche Summe. Da er nicht zahlen konnte, nahn: Faust seine Druckerei in Beschlag und nötigte dadurch Guttenberg wieder nach Straßburg zu gehen, von wo er jedoch nochmals nach Mainz zurückkehrte und mit geliehenem Gelde eine neue Werkstatt gründete. Das nächste Buch, das Faust und Schöffer druckten, war eine lateinische Bibel, die schon ungleich billiger, als die früheren geschriebenen, zuletzt für 30 Gulden, verkauft ward. Als im Jahre 1462 Mainz durch den Erzbischof Adolf von Nassau in Brand gesteckt ward, verbrannte auch Fausts Werkstätte, und diejenige Gutten- bergs geriet ins Stocken. Damals verließen viele Buchdruckergehilfen, die man, um das Geheimnis zu bewahren, bis dahin ängstlich bewacht hatte, Mainz und legten in Augsburg. Nürnberg, in der Schweiz und in Italien Druckereien an. In Schleswig ward schon 1486 gedruckt. Faust und Schöffer eröffneten ihre Werkstatt bald wieder. Guttenberg wurde nach dem Verkauf der seinigen unter die Hofleute des Erzbischofs von Mainz aufgenommen und lebte, wenn auch arm, doch forgensrei bis an sein Ende (1468). Im Jahre 1837 hat die Stadt Mainz dem Erfinder der Buchdruckerkunst ein Denkmal gesetzt. Durch die Erfindung der Buchdruckerkunst wurde die Verbreitung der Bücher, denen die weitere Erfindung des Einbindens eine bequem zu hand- babende Form gab, ungemein befördert, und wissenschaftliches Streben und geistige Bildung zu einer bisher ungeahnten Höhe erhoben, wovon die schnelle Verbrei-. tung der altklassischen Studien, besonders nach der Eroberung von Konstantinopel, und die der Reformation unleugbare Zeugnisse abgeben. Gleichzeitig mit der Buchdruckerkunst ist auch die Kupferstecherkunst erfunden. Die Italiener haben vom Jahre 1477 das älteste Buch mit Kupfer- Vaterländisches Lesebuch. 77
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer