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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 273

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
31. Gustav Adolf. 273 Ihr Schicksal war furchtbar. Als die wilden Kriegsscharen raub- und mord- gierig im Sturm eindrangen, erfolgte ein Blutbad, wie es noch keine deutsche Stadt in ihren Mauern gesehen hatte. Die ganze Stadt ging in Flammen auf; binnen zehn Stunden war sie in einen wüsten Schutthaufen verwandelt. Von 30 000 Einwohnern retteten kaum 1500 ihr Leben. Jetzt suchte endlich der Kurfürst von Sachsen Rettung bei Gustav, und dieser schlug mit dem vereinigten schwedisch-sächsischen Heere die Kaiserlichen unter Tilly bei Leipzig, folgte ihm dann nach Bayern und besiegte ihn abermals am Lech. Da wandte sich der Kaiser in seiner Not an seinen früheren Feld- herrn Wallen stein, aber erst nach langem Zögern gab der stolze Mann den flehentlichen Bitten nach. Er warb ein Heer, das ihm allein gehören sollte, bei dem der Kaiser nichts zu sagen hätte, ja, nicht einmal erscheinen dürfte. Nun hatte Gustav Adolf wieder einen tüchtigen Feind zu bekämpfen. Bei Nürnberg trafen beide Heere zusammen und standen monatelang verschanzt einander gegenüber, e Wallenstein wagte keine Schlacht; Gustav suchte vergeblich Wallensteins festes Lager zu erstürmen. Endlich zogen sowohl die Schweden wie die Kaiserlichen davon. Wallenstein wandte sich gegen Sachsen. Schreckliche Verheerungen, Raub, Brand und Mord bezeichneten seinen Weg. Rasch eilte der Schwedenkönig ihm nach. Auf seinem Zuge durch Sachsen empfing ihn das Volk wie seinen rettenden Engel. Von allen Seiten drängte es sich jubelnd um ihn her, fiel vor ihm auf die Kniee und suchte die Scheide seines Schwertes, den Saum seines Kleides zu küssen. „Ach", sagte der König traurig, „ich fürchte, daß mich Gott wegen der Thorheit dieser Leute strafen werde. Ist cs nicht, als ob sie mich zu ihrem Abgott machten? Wie leicht könnte der Gott, der die Stolzen demütigt, sie und mich empfinden lassen, daß ich nichts bin als ein schwacher sterblicher Mensch!" Bei dem Städtchen Lützen, nicht weit von Leipzig, erreichte er Wallen- steins Heer. An einem kalten Herbstmorgen, 16. November 1632, während dichter Nebel die Gegend bedeckte, bereiten sich die Schweden zur Schlacht. Der König sinkt betend aus die Kniee, mit ihm sein ganzes Heer. Begleitet von Pauken - und Trompetenschall erbraust der Gesang: „ Ein' feste Burg ist unser Gott." Gegen Mittag bricht die Sonne durch die Nebelhülle. Da schwingt sich der König aus sein Streitroß und ruft: „Nun wollen wir dran! Das walt' der liebe Gott! Jesu, Jesu! hilf mir heute streiten zu deines Namens Ehre!" Und mit dem Feldgeschrei: „Gott mit uns!" stürmen die Schweden gegen die Wallensteinschen an. Es entsteht ein verzweifelter Kampf, hin und her schwankt der Sieg. Endlich dringt der schwedische rechte Flügel, von Gustav selbst geführt, siegreich durch und jagt die Feinde fliehend vor sich her. Da erfährt der König, sein linker Flügel wanke. Mit Blitzesschnelle eilt er dorthin; nur wenige können ihm folgen. Sein kurzes Gesicht bringt ihn zu nahe an den Feind; er erhält einen Schuß in den Arm, gleich daraus einen zweiten in den Rücken. Mit dem Seufzer: „Mein Gott, mein Gott!" sinkt er vom Pferde. Und über den Gefallenen stürmen die schnaubenden Kriegsrosse hinweg und zertreten mit ihren Hufen den edlen Leib. Des Königs Tod erfüllt die Schweden mit glühendem Rachedurst. Gleich grimmigen Löwen stürzen sie sich auf die Feinde und werfen alles vor sich nieder. Nichts hilft es den Kaiserlichen, daß der kühne Reitergeneral Pappenheim ihnen frische Truppen zuführt. Er selber Vaterländisches Lesebuch.
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