Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 355

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
355 68. Der Spreewald. beachtet Keller, Boden und Kammer. Sowie das Vieh gefüttert ist, kann sie hinter ihrem Spinnrade ausruhen, anstatt daß anderwärts, wo die Leute in Stuben sitzen, so oft die Hausthür aufgeht, jemand aus der Stube dem Frem- den entgegengehen und die Arbeit solange versäumen muß. Der Platz bei dem Herde ist der schönste unter allen. Ein rings herabhangendes, niedriges Stroh- dach schützt die schwachen Wände, hält den Lehm trocken, wärmt Haus und Vieh und wird mit leichter Mühe von dem Wirte selbst gebessert. Ein großes Vordach schützt das Haus nach Westen und deckt zugleich die Schweinekoben, und um endlich nichts zu verlieren, liegt der Mistpfuhl vor der Ausfahrt, wo angespannt wird. Wo alles unter einem Dache, um ein Feuer beisammen lebt, wo der weite Raum der Einfahrt gleichsam ein bedeckter Marktplatz für das kleine häus- liche Gemeinwesen ist, um welchen herum dessen sämtlichen Gliedern, Men- schen und Vieh, ihre besonderen Plätze angewiesen sind; wo eben dieser Raum die Jugend nicht bloß zu angestrengter Arbeit, sondern auch zu heiterem Tanze versammelt: da mußte ein haushälterischer, anhänglicher Sinn für die Familie, eine größere Anhänglichkeit selbst für das Vieh, mußte für den Genuß der Freu- den des Lebens im engen und bekannten Kreise eine festere Neigung entstehen, als wo alles innerhalb derselben Wirtschaft zerfahren und getrennt lebt. Gehen wir vom Haus in die Umgehung über, so findet sich der Hof einerseits vom Garten, anderseits von Wiesen und Ackerland umgeben. Die Felder sind von einem Erdwall umzogen, auf dem dichtes Gesträuch wächst und knollige Baumwurzeln immer neue Sprossen treiben, die alle 5 bis 6 Jahre abgehauen werden. Über die Felder und Wiesen hin ragt das Gehölz. Je älter die Eichen im Gebüsche, desto stolzer und selhstbcwußter der Landmann. Hier und da gewährt das Gebüsch eine Durchsicht nach dem Nachbarhofe, oder es öffnet sich eine Fernsicht nach dem Turme des Dorfes, der am Sonntag alle Bewohner der vielen zerstreuten Höfe zur Kirche ruft, der den eigentlichen Eini- gungspunkt der Gemeinde bildet. I. Möser. 68. Der Spreewald. 3n der Niederlausitz, wo der Unterlauf der Spree beginnt, befindet sich eine der merkwürdigsten Gegenden der Mark, nämlich der Spreewald, indessen Mitte die Stadt Lübben liegt. Die Spree kommt hier wegen mangelnden Gefälles gleichsam in Verlegenheit, welchen Weg sie wühlen soll, und teilt sich daher in eine unzählige Menge von Armen, die eine weite Niederung durch- sließen und bei hohem Wasserstande völlig überschwemmen. In älterer Zeit befand sich hier ein undurchdringlicher Bruchwald, den die Wenden oder Sorben zum Zufluchtsort erwählten, als sie vor den Deutschen nach Osten hin zurück- weichen mußten. Die Nachkommen derselben wohnen noch heute im Spreewalde und haben die väterliche Sprache und Sitte bewahrt. Ein Teil des Spreewal- des ist urbar gemacht und in fruchtbares Wiesen- und Gartenland verwandelt worden; ein anderer Teil besteht noch jetzt aus Wald. Die herrschende Holzart ist die gemeine Erle; doch findet man auch Eschen, Buchen, Eichen, Weiden und Kiefern. Da nun die ganze Gegend von zahllosen Flußarmen durchzogen ist, so müssen die Bewohner des Cpreewaldes alle Ausflüge und Besuche in
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer