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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 367

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
76. Neapel und der Vesuv. 367 Spur seiner Barke ist Feuer. Dies rührt von Millionen sonst unsichtbarer Bewohner des Meeres her, deren Leuchten durch eine stärkere Bewegung des Wassers gesteigert wird. Wirst man einen Hund ins Meer, so kommt er leuch- tend zurück; sich schüttelnd sprüht er Funken. In Neapel rechnet man auf vier Tage drei schöne. Eis und Schnee sind höchst seltene Erscheinungen. Zwar sieht man vom November bis in den März weiße Berggipfel; denn die Abruzzen haben ein rauhes Klima, ja, der Vesuv selbst ist oft wochenlang in einen Schneemantel gehüllt. Hier unten aber lacht ewiger Frühling. Es fällt auch wohl dem Himmel ein, wochenlang ohn' Unterlaß Wasser herabzuschickcn, von einer eigentlichen Regenzeit kann aber nicht die Rede sein. Auch der deutsche Winter bringt bisweilen Veilchen hervor; um Neapel gedeihen sie jedoch, nebst vielen andern Blumen, in solcher Fülle, daß die Knaben vom Lande ganze Körbe voll Sträußchen in der Stadt seilbieten. Auf dein Ostgestade des Busens von Neapel erhebt sich der Vesuv aus der Ebene, abgesondert und ohne unmittelbaren Zusammenhang mit den nächsten Bergen. Er ist gleichsam die Krone der ganzen Landschaft, und so prachtvoll sein Anblick ist, so herrlich ist der Ausblick von seiner Höhe. Ein mehrstündiger Weg führt anfangs durch die üppigsten Pflanzungen von Wein, Feigen und Aprikosen, später durch ein schrecklich ödes, braunrotes Lavagesild bis zum steilen Kegel des Berges. Auch diesen hinaus geht es anfangs ziemlich gut; es sind noch große, festliegende Steine da, auf welche nian beim Steigen treten kann; sobald man aber höher kommt, wird der Weg durch das Geröll und Gebröckel kleiner verbrannter Steine und durch die rot- braune Erdasche außerordentlich beschwerlich. Bei jedem Schritte aufwärts sinkt man wiederum einen halben Schritt zurück. Natürlich muß nian oft anhalten und ausruhen, damit die Kräfte sich sammeln. Hier und da ist der Boden sehr heiß, und ein weißer Rauch qualmt manchmal unter den Steinen hervor. Nach einer halben Stunde ist die beschwerliche Besteigung des Kegels vollendet, wir stehen glücklich oben am Rande des Kraters.! Der Krater des Vesuv ist ein ungeheurer, rundlicher Kessel, dessen Rand umher 9 —15 oder 16 Meter hoch ist und aus verbranntem Gestein und Asche besteht; natürlich ist dieser Rand an einer Stelle höher, als an der anderen. Um den ganzen Krater kann man mit großer Vorsicht aus dem schmalen Rande, der ihn umgiebt, herumgehen, wozu etwa 1 Stunde erforderlich ist. Daß sich seine Gestalt bei heftigen Ausbrüchen immer verändert, ist bekannt. In der Mitte des ungeheuern Kessels ist ein Boden, der eigentliche Feuerschlund. Man sieht da einen kleinen Kegel, der 7 — 8 Meter hoch zu sein scheint und durch das Gestein und die Asche, die der Vulkan immer aus- wirft, gebildet ist. Auf dem Gipfel dieses Kegels ist eine Öffnung, aus wel- cher ein weißer, schwefelgelblich schimmernder, dichter Dampf aufwallt; einige kleinere Öffnungen sind daneben. Am Fuße dieses kleinen Kraters bemerkt man an verschiedenen Stellen, deren Zahl sich vermehrt, sobald es dunkel wird, das Feuer der Erde. Wie düsterrote Kohlcnglut sieht man hier das Gestein des Berges brennen; zwischen dem Feuer hin ziehen sich Lagen der schwarzen, mit gelbem Schwefel überzogenen Erde. Die innere Wand des Kraters ist steil und gewährt dem Auge eine gar wilde, schauerlich öde Ansicht.
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