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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 385

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ss. Der Sinai. 385 Der erstgenannte Vergleich ist indessen nicht ganz richtig, indem die Oasen nicht wie die Inseln über ihre Umgebung sich erheben, sondern sich unter dieselbe hinabsenken. Sie entstehen nämlich dort, wo sich in den Vertiefungen eine kleine Aue oder ein See aus dem Regenwasser ansammelt, oder wo Quellen unterhalb einer der Hochflächen entspringen. Kühner. 85. Der Sinai. 3n seltsamen Umrissen, düster und drohend, steigen die Vorgebirge des Sinai in die Höhe, steil und wild durcheinandergeworfen, als wollten sie jeden Zutritt zu dem innern Heiligtum verwehren. Von der Glut der Sonne geschwärzt, von dem Anprall der Gewitterstürme zerrissen, bald überhängend, bald senkrecht aufgerichtet, nehmen die Felsen immer wundersamere Formen an. Über die rotbraunen Flächen der Granitwände sieht man hier und dort wilde Streifen von dunkelblauer Stahlfarbe gezogen, gleich als hätte der Blitz darin seine Feuerbahn durchlaufen, als hätte der Finger Gottes auf diese Felsen seinen Namen geschrieben. Die Thäler des Sinai sind zum Teil wüst und öde, mit ungeheuren Steinblöcken und Felsengeröll überlagert oder mit Triebsand bedeckt; andere dagegen sind fruchtbar und wohlbewässert. In den Betten der Winterströme wächst Gebüsch und Weide genug für die Herden eines wandernden Hirtenvolkes. Ein Thal besonders, welches sich durch die Bergstrecken windet, ist lieblich. Dort blüht die vaterländische Königskerze aus sonnigen Hügeln. Hochstämmige Dattelpalmen treten am Quell gesellig zusammen. Prachtvolle Schmetterlinge gaukeln durch die klare Luft, und während das freigelassene Kamel des Pilgers am Ginster rupft, lockt ihn selber ein Honiggeruch in das baumhohe Tamariskengebüsch, an dessen Zweigen das Manna wie geronnene Tautropfen, wie weißglänzende Per- len hängt. Von hier aus tritt man in das Scheikthal, welches im weiten Bogen die Nordseite des inneren Gebirges umkreist und ernst und großartig bis an den Fuß des höchsten Gipfels emporführt. Eine breite, schöne Ebene bildet den Vorplatz des heiligen Berges. Sie ist mit Gesträuch und Kräuter- büschen bekleidet; aber nackt, mit zersplitterten Spitzen, umschließt das Granit- gebirge diesen Raum, und in feierlicher Erhabenheit ragt die dunkle Vorder- wand des Horeb empor. Seitwärts führt eine enge Felsspalte bis zum Rücken des Berges hinauf in ein tiefes, von Gebüsch begrüntes Becken, um welches zwölf Bergspitzen wie ernste Wächter des Allerheiligsten her stehen. Dies ist die Stätte der Gesetzgebung Mosis. Hier konnten sich die Tausende Israels in ein Heerlager vereinigen, als sie ausgezogen waren von Raphidim und lagerten in der Wüste Sinai gegen den Berg (2. Mose 19). Am Südrande dieser Ebene kann man dicht an den steilen Absturz des Berges herantreten und mit der Hand sein Ende berühren, woraus zu begreifen ist, daß Moses ein Gehege ziehen mußte, um das Volk abzuhalten, ehe er es aus dem Lager Gott entgegensührte bis unten an den Berg. — Auf den Felsenzinnen des Horeb aber fuhr Jehovahs Majestät vor den Augen des Volkes mit Feuer und Donner und dunklem Gewölk hernieder. Selbst der schmale Fußsteig scheint noch vorhanden, aus welchem der Mann Gottes aus der Ebene emporstieg und sich hinzumachte in das Dunkele, da Gott innen war (2. Mose 20, 21). Bä hier. Vaterländisches Lesebuch. 25
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