1883 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
5. Albrecht der Bär. 1134 - 1170.
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gereizt, sich zu empören, und über 150 Jahre lang wurden die blutigsten Kriege
gegen sie fortgesetzt, ohne sie vollständig zu besiegen und zu bekehren.
Endlich aber nahete doch die Zeit, in der das Deutschtum und das Christen-
tum in der Mark festen Fuß faßte.
Der ritterliche Mann nun, der das langerstrebte Werk mit unbezwinglicher
Macht zum Abschluß brachte und damit den Grundstein zu 'den: preußischen
Staate legte, war der Graf Albrecht von Ballenstedt, von seinen Zeit-
genossen wegen seiner Wohlgestalt der Schöne, und wegen seiner Kraft auch der
Bär genannt.
Dieser wackere Markgraf stammte aus der Grafschaft Aschersleben
(Askania), wovon er und seine Nachkommen in der Folge auch die Askanier
genannt wurden.
Kaum hatte der Kaiser Lothar Ii. Albrecht den Bären mit der Mark
belehnt, so drangen auch die Wenden sofort in die Mark verheerend ein.
Albrecht zog ihnen entgegen und schlug sie. An einer augenblicklichen Fortsetzung
des Wendenkrieges wurde er aber verhindert durch einen Kampf mit Heinrich
dem Stolzen um das Herzogtum Sachsen. Da aber seine Feinde viel stärker
waren, als er selbst, so wurde eine Einigung angestrebt, die auch im Jahre
1142 zu Frankfurt a/M. zustande kam. Albrecht entsagte seinen Ansprüchen
auf Sachsen, dagegen wurden seine Rechte auf die Nordnmrk und die anhalti-
schen Länder von neuem anerkannt.
Von nun an richtete der Bär sein ganzes Augenmerk aus die Kräftigung
und Erweiterung der Mark.
Zustatten kam es seinen Bestrebungen, daß er mit dem Wendenfürsten
Pribislav, dem das Havelland gehörte, und mit dessen Gemahlin, Petrussa,
die beide im stillen dem Christentum anhingen, in freundschaftlichem Verhält-
nisse stand. Als Pribislav starb, ging Albrecht nach Brandenburg, der
Hauptstadt des Wendenlandes, nahm die Regierung für sich in Besitz, nannte sich
nun Markgraf von Brandenburg und wurde als „Erzschatzmeister des heiligen
römischen Reichs" einer der sieben Fürsten, welche den römischen Kaiser zu wäh-
len oder zu küren hatten.
Damit hatte Albrecht das Recht gewonnen, sein Besitztum seinem Stamme
als Erbe zu hinterlassen, und nun strebte er auch danach, sein Reich bis an die
Oder auszubreiten.
Mit Heinrich dem Löwen, dem tapfern Sachsenherzog, und mit den
Bischöfen von Halberstadt, Magdeburg, Merseburg, Havelberg, Münster und
Obnütz unternahm er einen großen Kreuzzug gegen die Pommern und deren
Nachbarn, die Obotriten. Aber an der Uneinigkeit der einzelnen Teilnehmer
scheiterte das Unternehmen, und die Pommern konnten bloß bewogen werden,
das Christentum anzunehmen.
Als hieraus Albrecht nach Würzburg zur Vermählung des Kaisers
Friedrich I. ging, erhoben sich die Wenden in Brandenburg wieder unter Anfüh-
rung eines Neffen des verstorbenen Pribislav, Jazzo. Eiligst kehrte Albrecht
zurück, zerstreute das Wendenheer und drang nun mit aller Kraft auf unbedingte
Unterwerfung und Annahme des Christentums. Als er seinen starken Arm dem
Wendenvolke nochmals hatte fühlen lassen, suchte er die beiden Völker, Deutsche
und Wenden, zu vereinigen, indem er den wendischen Adel dem deutschen Adel
gleichstellte. Auch rief er Flanderer und Holländer, die der Einbruch des Meeres