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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 6

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
6 6. Markgraf Otto Iv. mit dem Pfeile und der Erzbischof von Magdeburg. aus ihrer Heimat vertrieben, wie auch Westfalen und Franken, die Krieg und Not heimatlos gemacht hatte, nach Brandenburg und gab ihnen gegen Zins, Zehnt und Dienst Wohnplätze in den verwüsteten Landstrichen. Hierdurch hob sich der Ackerbau und die Gewerbthätigkeit in Brandenburg ganz bedeutend. Als Albrecht seine Wallfahrt nach dem heiligen Grabe, ein schon früher gethanes Gelübde, ausge- führt und die Bischofssitze in Havelberg und Brandenburg wieder besetzt hatte, suchte er auch dadurch das Christentum im Wendenlande immer mehr zu besestigen, daß er die Ritterorden der Templer und Johanniter in sein Land rief. Also war Albrecht der Schöpfer eines neuen Staates, in dein bald Wohl- stand und Gesittung blüheten. Auf ihn folgte sein ältester Sohn Otto, der, wie auch alle andern Nach- folger aus dem Hause Askanien, es an Fürsorge für den jungen Staat nicht fehlen ließ. 6. Markgraf Otto Iv. mit dem Pfeile und der Erzbischof von Magdeburg. ^^urch die Kraft des großen Markgrafen Albrecht von Ballenstedt und sei- jj ner Nachfolger waren also die Wenden so weit überwunden, daß sie ferner- hin sich allmählich ganz zu deutscher Sitte und christlicher Ordnung hinneigten. Aber die Nachfolger Albrechts wurden bald in Kriege mit anderen Fürsten verwickelt. In Magdeburg herrschten seit Ottos des Großen Zeiten Erzbischöfe, die auch eine ansehnliche weltliche Macht hatten. Diese mußte einst der Nach- komme des großen Albrecht, der Markgraf „Otto mit dem Pfeile" fühlen. Die Sache aber war folgende: Otto hatte gewünscht, daß sein Bruder Erich Erzbischof von Magdeburg werden sollte, aber die Wahl war nicht auf ihn gefallen. Daher grollte er den Magdeburgern und vor allem dein Erzbischof Günther. Er sagte diesein die Fehde an und zog gegen ihn. Schon war er Magdeburg nahe und ries in seinem feurigen Übermute: „Dort, im Magdeburger Dom, ihr Leute, werden mir bald unsere Rosse füttern." Dies Wort kam früher nach Magdeburg, als Otto, und kauur vernahin es Günther, so versammelte er Edle und Bürger auf dem Marktplatze, entfaltete die Fahne des heil. Mauritius, des Schutz- patrons von Magdeburg, und entflammte, aus den vermessenen Ausspruch des Feindes verweisend, in feuriger Rede die Menge zur wilden Kampflust. Alles griff zu den Waffen, und hinaus zog der Bischof mit starker Macht, den Bran- denburgern entgegen. Es kam zu einer unerhört blutigen Schlacht, in der Otto unterlag und mit 300 Rittern und Knappen in Gefangenschaft geriet. Im Triumphe, unter Verwünschungen, Drohungen und Gespött, ward er nach Magdeburg eingeführt, ohne indes den Anblick eines Gebeugten zu bieten. Dies erregte den Zorn des Kirchenfürsten im höchsten Maße, und uin den gefangenen ritterlichen Feind zu demütigen, griff er zu einem schmachvollen Mittel. Es ward auf einem öffentlichen Platze von Balken und Sparren ein Käfig erbaut und Otto, den Magdeburgern zur Schau, in deinselben eingesperrt. Elende Kost war seine Nahrung und Stroh sein Lager. Es ist leicht zu erkennen, welchen Eindruck die Kunde von einer so ver- abscheuungswürdigen Handlungsweise aus Ottos Brüder und seine Gemablin
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