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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 8

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
8 7. Die Luitzows. besonders aber der Erzbischof von Magdeburg fielen raubend und plündernd in die Marken ein. Einer der letzten Statthalter war Hans von Quitzow. ein verweaener Raubritter. Der Name der Quitzows war schon längst einer der verrufensten in der brandenburgischen Geschichte; denn in jener Zeit der Schmach und der Zerrütt tung war es vor allen andern Geschlechtern das der Quitzows, auf welches das Volk mit Zittern und Schrecken blicken mußte. Unter allen Raubrittern waren keine so verwegen und frech wie diese, keine übten das Raubhandwerk in so groß- ßem Maßstabe aus. Die beiden Brüder Hans und Dietrich von Quitzow waren die Söhne des Ritters Kuno von Quitzow. Hans heiratete die Tochter des Statthalters Lippold von Bredow und wurde bald daraus Statthalter der Marken. Seine Landesverwaltung begann er damit, daß er im Bunde mit den magdeburgischen Raubrittern in den Feldmarken Brandenburgs einfiel und große Viehherden wegtrieb. Später wurden von ihm und seinen Genossen Dör- fer überfallen und ausgeplündert. Nachdem Schweine, Schafe, Ochsen und Pferde weggeführt worden waren, mußten die armen Leute entweder noch Geld obendrein bezahlen, oder man brannte ihnen die Häuser an. Als das Land über solche Statthalterschaft sich bei Jobst beklagte, fetzte er Hans von Qui'tzow ab. Dieser aber verband sich nun wieder mit anderen Raubrittern und mit den Herzögen von Pommern und Ruppin und begann seine Raubzüge von neuem. Um dem verwegenen Treiben der Quitzows Einhalt zu thun, ernannte Jobst den Grafen Günther von Schwarzburg, einen ehrenwerten Mann, zmn Statthalter, aber als dieser eben heranzog und bei Tangermünde über die Elbe setzte, erwartete ihn Dietrich mit einer Raubschar in einem Versteck, nahm vor Günthers eigenen Augen dessen ganzes Gepäck fort und ritt hohnlachend davon. Günther legte sein undankbares Amt bald darauf wieder nieder. Ungehindert zogen sie nun mit ihren Scharen im Lande umher, plünderten und brandschatzten alle, welche sich nicht mit ihnen durch freiwillige Geldopser abfinden wollten. Mit den Quitzows im Bunde waren die von Rochow, Kaspar von Putt- litz, Bredow, Wulffen, Kracht, Gebhard von Alvensleben u. a. Viele Städte demütigten sich ohne Widerstand unter ihre Herrschaft und thaten ihnen sogar alle Ehre an. In Berlin gab man ihnen große Festlichkeiten, wobei „köstlicher Wein, allerlei Saitenspiel und was dergl. mehr zur Freude und Fröhlichkeit dienen möge, gewesen." Natürlich mußten die Städte ihren in solcher Art ver- ehrten Freunden und Beschützern auch noch reiche Geldgeschenke machen. Kurz, im ganzen Lande schalteten die Quitzows mit verwegener Willkür. Niemand wagte mehr, ihnen entgegenzutreten. Die Not der unglücklichen Mark war aufs höchste gestiegen; überall zeigten Städte und Fluren die traurigen Wahrzeichen der langen Verwüstung. Ganze Dörfer lagen zerstört da, die Felder unbebaut, weil man das Vertrauen nicht hegen konnte, die Früchte der Arbeit reisen zu sehen, ohne daß die Rosse der wilden Raubritter sie zerträten. Zugleich übte dieser rechtlose Zustand auch den traurigsten Einfluß aus die allgemeinen Sitten. Sittenlosigkeit und lieder- liches Leben bei Hohen und Niedern griffen um sich. Auch die Geistlichkeit that dieser Versunkenheit keinen Einhalt. Es war Zeit, daß bald ein Retter erschien, damit die schrecklichen Zustände geändert und das arme, gequälte und geängstete Land erlöst werde.
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