1883 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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7. Die Luitzows.
besonders aber der Erzbischof von Magdeburg fielen raubend und plündernd in
die Marken ein.
Einer der letzten Statthalter war Hans von Quitzow. ein verweaener
Raubritter.
Der Name der Quitzows war schon längst einer der verrufensten in der
brandenburgischen Geschichte; denn in jener Zeit der Schmach und der Zerrütt
tung war es vor allen andern Geschlechtern das der Quitzows, auf welches das
Volk mit Zittern und Schrecken blicken mußte. Unter allen Raubrittern waren
keine so verwegen und frech wie diese, keine übten das Raubhandwerk in so groß-
ßem Maßstabe aus. Die beiden Brüder Hans und Dietrich von Quitzow
waren die Söhne des Ritters Kuno von Quitzow. Hans heiratete die Tochter
des Statthalters Lippold von Bredow und wurde bald daraus Statthalter der
Marken. Seine Landesverwaltung begann er damit, daß er im Bunde mit den
magdeburgischen Raubrittern in den Feldmarken Brandenburgs einfiel und große
Viehherden wegtrieb. Später wurden von ihm und seinen Genossen Dör-
fer überfallen und ausgeplündert. Nachdem Schweine, Schafe, Ochsen und
Pferde weggeführt worden waren, mußten die armen Leute entweder noch Geld
obendrein bezahlen, oder man brannte ihnen die Häuser an. Als das Land
über solche Statthalterschaft sich bei Jobst beklagte, fetzte er Hans von Qui'tzow
ab. Dieser aber verband sich nun wieder mit anderen Raubrittern und mit
den Herzögen von Pommern und Ruppin und begann seine Raubzüge von
neuem. Um dem verwegenen Treiben der Quitzows Einhalt zu thun, ernannte
Jobst den Grafen Günther von Schwarzburg, einen ehrenwerten Mann,
zmn Statthalter, aber als dieser eben heranzog und bei Tangermünde über die
Elbe setzte, erwartete ihn Dietrich mit einer Raubschar in einem Versteck, nahm
vor Günthers eigenen Augen dessen ganzes Gepäck fort und ritt hohnlachend
davon. Günther legte sein undankbares Amt bald darauf wieder nieder. Ungehindert
zogen sie nun mit ihren Scharen im Lande umher, plünderten und brandschatzten alle,
welche sich nicht mit ihnen durch freiwillige Geldopser abfinden wollten.
Mit den Quitzows im Bunde waren die von Rochow, Kaspar von Putt-
litz, Bredow, Wulffen, Kracht, Gebhard von Alvensleben u. a. Viele Städte
demütigten sich ohne Widerstand unter ihre Herrschaft und thaten ihnen sogar
alle Ehre an. In Berlin gab man ihnen große Festlichkeiten, wobei „köstlicher
Wein, allerlei Saitenspiel und was dergl. mehr zur Freude und Fröhlichkeit
dienen möge, gewesen." Natürlich mußten die Städte ihren in solcher Art ver-
ehrten Freunden und Beschützern auch noch reiche Geldgeschenke machen. Kurz,
im ganzen Lande schalteten die Quitzows mit verwegener Willkür. Niemand
wagte mehr, ihnen entgegenzutreten.
Die Not der unglücklichen Mark war aufs höchste gestiegen; überall
zeigten Städte und Fluren die traurigen Wahrzeichen der langen Verwüstung.
Ganze Dörfer lagen zerstört da, die Felder unbebaut, weil man das Vertrauen
nicht hegen konnte, die Früchte der Arbeit reisen zu sehen, ohne daß die Rosse
der wilden Raubritter sie zerträten. Zugleich übte dieser rechtlose Zustand auch
den traurigsten Einfluß aus die allgemeinen Sitten. Sittenlosigkeit und lieder-
liches Leben bei Hohen und Niedern griffen um sich. Auch die Geistlichkeit that
dieser Versunkenheit keinen Einhalt.
Es war Zeit, daß bald ein Retter erschien, damit die schrecklichen Zustände
geändert und das arme, gequälte und geängstete Land erlöst werde.