Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 87

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
148. Die Betglocke. 87 barsten Kampfe, das Schwert ziehen, Napoleon hatte Arges gegen Deutschland im Sinne, aber auch aus diesen bösen Anschlügen ging Glück für unser Vater- land auf. Die süddeutschen Staaten vereinigten ihre Heere sofort mit denen des Königs Wilhelm: er selbst zog an ihrer Spitze hinaus, um den frevelhaften Angriff abzuwehren. Und Gott war mit ihm. Unter unvergleichlichen Siegen drang er tief in Frankreich hinein: aber mitten unter den schweren Kämpfen, in denen Nord- und Süddeutsche gemeinsam für das Vaterland ihr Blut ver- gossen, kam die lang ersehnte staatliche Vereinigung des norddeutschen Bundes mit Bayern, Württemberg und Baden zustande; in ungeheuren Schlachten, aus französischem Boden, hatte sich die deutsche Einigkeit erprobt. Seit dem 18. Januar 1871 haben wir wieder ein deutsches Reich, und unser König Wilhelm heißt als Schirmherr desselben deutscher Kaiser. Eine wunderbare Führung Gottes zeigt sich in dem Leben dieses ans- erwählten Fürsten. Er selbst hat in Erinnerung an diese Führung gesagt: „Es kommt alles von der Gnade des Herrn, die Trübsal und die Macht, das Kreuz und die Krone;" so ist es denn recht in seinem Sinne, wenn wir unsere Wünsche für ihn zu dem Gebet zusammenfassen: Gott segne unseren gelieb- ten König, den Schirmherrn und Kaiser des deutschen Reiches! Keck. äst du denn noch nie gefragt und gedacht, wie ich ein Glöckner geworden? — Hast du etwa gemeint, daß ich mein Lebtag dem Glockenstrang ver- bunden gewesen, wie ich's jetzt bin? — Da wirst du wohl staunen, wenn du's hörst, daß ich einst hoch zu Roß, im glänzenden Husarenschmuck, die Brust voll Mut und Kampfeslust, hinausgezogen aus den Thoren, zu kriegen und zu siegen unter dem Heldenpanier des großen Friedrich. — Ich war Zietenscher Husar, mit Leib und Seele Soldat; es gab kein Wasser so breit, das ich nicht mit meinem wackern Gaul durchschwommen, und keinen Wall so steil und hoch, den wir nicht zusammen erklettert hätten, und mit meinem edlen Führer wäre ich, wie das ganze Regiment, in den sichern Tod gegangen. — Wir hatten manche Schlacht geschlagen und manche Lorbeeren erstritten, die Reihen des Regiments waren an manchem heißen Tage gelichtet worden: mich hatte es nicht getroffen. Es waren mir auch noch niemals Todes- gedanken gekommen, ich ritt in die Schlacht, wie zur Parade, und wenn ich schon oft die gefallenen Kameraden in den großen, breiten Gräbern dicht neben- einander gebettet daliegen sah und die Ehrensalven darüber hin tönten, da wünschte ich mir gar keinen anderen Tod, als einen echten Soldatentod und ein Soldatengrab unter vielen Genossen desselben Todes. Meine Stunde sollte aber auch kommen, und ich sollt's erfahren, daß es ein ernstes Ding ist, aus der Zeit in die große, richterliche Ewigkeit zu gehen. Der klnglückstag von Hochkirch war zu Ende. Der Sieger vieler schlachten war ein Besiegter geworden. Zuerst war mir inein treues Roß unter dem Leibe erschossen, in grimmiger Kampseswut ging's zu Fuß weiter. Da sank ich auch hin, eine Kugel hatte mich in die Seite getroffen. Die Schlacht tobte über mich hin, das Bewußtsein verging mir. Als ich meiner Sinne wieder mächtig ward, war's tiefe, stille Nacht um mich her; durch 148. Die Betglocke.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer