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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 93

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
154. Die Eiche, 93 153 Aus Schillers Glocke. Wohlthätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht, und was er bildet, was er schafft, das dankt er dieser Himmelskraft; doch furchtbar wird die Himmelskraft, wenn sie der Fessel sich entrafft, einhertritt auf der eignen Spur, die freie Tochter der Natur. Wehe, wenn sie losgelassen, wachsend ohne Widerstand, durch die yolkhelehten Gassen wälzt den ungeheuren Brand! Denn die Elemente hassen das Gebild’ der Menschenhand. Aus der Wolke quillt der Segen, strömt der Regen; aus der Wolke, ohne Wahl, zuckt der Strahl. Hört ihr’s wimmern hoch vom Turm? Das ist Sturm! Rot, wie Blut, ist der Himmel, das ist nicht des Tages Glut! Welch Getümmel Strassen auf; Dampf wallt auf! Flackernd steigt die Feuersäule, durch der Strasse lange Zeile wächst es fort mit Windeseile. Kochend wie aus Ofens Rachen, glühn die Lüfte, Balken krachen, Pfosten stürzen, Fenster klirren, Kinder jammern, Mütter irren, Tiere wimmern unter Trümmern. Alles rennet, rettet, flüchtet, taghell ist die Nacht gelichtet. Durch der Hände lange Kette um die Wette fliegt der Eimer, hoch im Bogen spritzen Quellen Wasserwegen. Heulend kommt der Sturm geflogen, der die Flamme brausend sucht. Prasselnd in die dürre Frucht fällt sie, in des Speichers Räume, in der Sparren dürre Bäume, und als wollte sie im Wehen mit sich fort der Erde Wucht reifsen in gewalt’ger Flucht, wächst sie in des Himmels Höhen riesengross; hoffnungslos weicht der Mensch der Götterstärke, rnüfsig sieht er seine Werke und bewundernd untergehn. Leergebrannt ist die Stätte, wilder Stürme rauhes Bette. In den öden Fensterhöhlen wohnt das Grauen, und des Himmels Wolken schauen hoch hinein. Einen Blick nach dem Grabe seiner Habe sendet noch der Mensch zurück — greift fröhlich dann zum Wanderstabe. Was Feuers Wut ihm auch gerauht, ein süsser Trost ist ihm geblieben: er zählt die Häupter seiner Lieben, und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt. Die Eiche. 154. 'Yvvc man den Löwen wegen seiner stolzen Kraft mit Recht den König der Tiere genannt Hat, so ist die Eiche die Königin unter den deutschen Wald- bäumen. In ihr vereinigt sich Schönheit mit Starke und Dauerhaftigkeit; die in ihr lebende Kraft entwickelt sich zwar langsam, aber eine um so stolzere Erscheinung ist der ausgewachsene Baum. Man findet Eichen von 13 in im Umfange und 3 < m Höhe. Einen Eichstamm von 10 Jahren kann noch ein Knabe mit seiner Hand umspannen; erst nach 200 Jahren ist der mächtige
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