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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 108

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
108 167. Geschichten zu geistlichen Liedern. gesagt hatte: „Wenn die Mauer in die Hohe kommt, und ich mich dran hängen lassen!" Wie bei der Erbauung, so ging es auch bei der Erhaltung her: „Von Woche zu Woche, von Monat zu Monat", sagt Francke, „hat mir der Herr zugebröckelt, wie man den kleinen Küchlein das Brot zubröckelt, was die Notdurft erfordert." Immerhin ging's nicht selten durch großes Gedränge, und doch konnte Francke aus die Frage: „Habt ihr auch je Mangel gehabt?" in Wahrheit mit den Jüngern des Herrn antworten: „Herr, nie keinen!" Zur Zeit seines Todes 1727 waren im Waisenhause 143 Waisenkinder unter 10 Aufsehern, 2207 Kinder und Jünglinge, die in den verschiedenen Schulen von 175 Lehrern meist unentgeltlich unterrichtet wurden. 150 Schüler und 225 arme Studenten wurden aus der Kaffe des Waisenhauses täglich gespeist. — Die Franckeschen Stiftungen übten einen gesegneten Einfluß auf Ver- besserung des Schul- und Erziehnngswesens bei arm und reich in der Nähe und Ferne aus. 167. Geschichten zu geistlichen Liedern. 1. Wer nur den lieben Gott läßt walten. ^er Verfasser des Liedes ist Georg Neumark, geboren im Fahre 1621. Er war nicht immer herzoglich sächsischer Archivsekretär und Bibliothekar zu Weimar, sondern es gab eine Zeit, da war er ohne Versorgung und lebte in so großer Armut zu Hamburg, daß er sich einst, wie man erzählt, genötigt sah, seine Gefährtin in manchen Leiden, seine teure Viola di Gamba, die er mit seltener Fertigkeit spielte, zu versetzen. Da er aber nicht aufhörte, dem Herrn zu singen und zu spielen in seinem Herzen, so blieb auch ein Zeichen der Erhörung nicht aus. Neumark wurde nämlich an den schwedischen Gesandten zu Hamburg, von Rosenkranz, empfohlen. Zur Probe ließ dieser ihn eine Schrift an die Reichsräte in Schweden aufsetzen, welche die Ernennung zum Gesandtschafts-Sekretär zur Folge hatte. Sein erstes Geld mußte seine Viola heimholen, und sein dankerfülltes Herz ergoß sich in dem schönen Liede: „Wer nur den lieben Gott läßt walten", das sogleich auch mit der Musik geboren wurde; doch ist die jetzt gebräuchliche Melodie eine andere als die ursprüngliche. Mehr verbürgt ist freilich die andere Erzählung, nach welcher er das Lied in Kiel gedichtet und in Musik gesetzt hat, als er unverhofft Erzieher der Söhne des Amtmanns Stephan Hennings geworden und dadurch drückenden Sorgen enthoben war. K. Heinrich. 2. Nun danket alle Gott. Äer Sänger dieses Liedes, welches so oft bei Erntefesten, wie am Jahres- schlüsse und an Friedensfesten, gesungen worden ist und noch gesungen wird, ist Martin Rinkart, Archidiakonus zu Eilenburg in der Provinz Sachsen. Er hat mit seiner Gemeinde die ganzen, schweren Drangsale des dreißigjährigen Krieges durchlebt. Die furchtbare Pest, welche zu jener Zeit die deutschen Lande durchzog, wütete auch in Eilenburg. Es starben täglich 40 — 50 Per- sonen, im ganzen Pestjahre 8000. Dreimal täglich half Rinkart die Pestleichen beerdigen, wobei jedesmal 10-—-12 Leichen in eine Grube gelegt wurden. Auf solche Weise hat er 4480 Personen beerdigt. Er blieb aber dabei so gesund,
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