1888 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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168. Graf Zinzendorf.
meines Erlösers zu: wenn ich den nenne oder höre, so fühle ich eine neue
Kraft und Freudigkeit in niir." So nahte denn unter Gebet und Flehen zu
Gott der letzte Tag seines Lebens und fand ihn in der Kraft des Glaubens,
der auch in der dunkelsten Stunde das Herz noch stark und freudig macht.
Als er auf die Frage an die Umstehenden, wie lange wohl fein Leidenskampf
noch dauern könnte, die Antwort erhielt: „Vielleicht noch eine Stunde!" wandte
er sein sichtbar erheitertes Antlitz auf die Seite und sprach: „Nun, gottlob!
nur noch eine Stunde!" Von nun an war sein Gebet nur ein stilles, und
unter diesem Gebet entschlummerte er sanft. K. Heinrich.
168. Gras Zinzendorf.
Einst kam der Graf von Zinzendorf, der Erneuerer der alten Brüder-
gemeinde, der so viel auf Reisen gewesen ist, nach Düsseldorf. Unter
vielen anderen schönen Gemälden fand er ein Bild Christi mit der
Dornenkrone. Unter demselben stand geschrieben: „Das that ich für
dich; was thust du für mich?“ Diese Drage fiel ihm schwer aufs
Herz. Er konnte wenig darauf antworten. Aber der Vorsatz stand
seit jener Zeit in ihm fest, dem treuen Heiland sich und sein ganzes
Leben hinzugeben. Ahifeia.
169. Wie gut Gott ist.
1. Es ist kein Mäuschen so jung und klein, 3. Es ist kein bunter Schmetterling,
es hat sein liebes Mütterlein; kein Würmchen im Sommer so gering,
das bringt ihm manches Krümchen Brot, es findet ein Blümchen, findet ein Blatt,
damit es nicht leidet Hunger und Not. . davon es ißt, wird froh und satt.
2. Es ist kein liebes Vögelein
im Garten draußen so arm und klein,
es hat sein warmes Federkleid,
da thut ihm Regen und Schnee kein Leid.
4. Es ist kein Geschöpf in der weiten Welt,
dem nicht sein eignes Teil ist bestellt,
sein Futter, sein Bett, sein kleines Haus,
darinnen es fröhlich geht ein und aus.
Hey.
5. Und wer hat das alles so bedacht?
Der liebe Gott, der alles macht
und sieht aus alles väterlich,
der sorgt auch Tag und Nacht für mich.
170. Von Druck und Schrift.
i.
3n einem Buche reden die zu uns, welche vor hundert und tausend Jahren
lebten, als wären sie noch unter uns. Ein Buch setzt alle die miteinander
in Verbindung, toelche es lesen. Die Kaufmannsschiffe bringen Kaffee und Thee,
Baumwolle und Seide, Gold, Silber, Eisen und vieles andere, das wir für
unseren Leib brauchen; aber was unser Geist braucht, das führen Bücher uns
zu von nah und fern. Durch ein Buch spricht der Weise zu den Weisen und
zu denen, die es werden wollen. Durch ein Buch redet das erfahrene Alter
zu der Jugend und zu den Kindern selbst. Das Buch lehrt die Welt kennen.
Der Leser bekommt ferne Dinge zu sehen und zu hören, wie hinter den
Bergen und jenseit des Wassers auch Menschen wohneit. Ein Buch tröstet die
Traurigen und leistet den Einsamen Gesellschaft.