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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 236

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
236 12. Die Eroberung Jerusalems. wären gern gleich eingezogen. Aber die Stadt war befestigt und von 60 000 Moha- medanern besetzt. Man schickte sich zum Sturm an; aber die Türken schlugen ihn ab-. Wochenlang wurde die Stadt belagert. Brennender Durst quälte die Belagerer, da weit und breit die Brunnen verschüttet waren. Meilenweit mußte das Holz zu den Belagerungswerkzeugen herbeigeschafft werden. Man bereitete einen neuen Sturm. Leitern, Wursmaschmen und Belagerungstürme wurden gezimmert. In feierlichem Zuge, die Priester voran, bewegte sich das Heer, von den Türken verhöhnt, um die Stadt. Am 14. Juli 1099 näherte man sich den Stadtmauern. Ein Hagel von Steinen und Wurfspießen empfängt die An- greifenden. Über Leichenhügel hinweg schreiten sie voll Todesverachtung. Die Kriegsmaschinen werden herangebracht. Schon jubelt das christliche Heer. Da bricht die Nacht herein und macht dem Kampfe ein Ende. Kaum dämmert der Morgen, so beginnt die blutige Arbeit von neuem. Mit Erbitterung verteidigen sich die Türken. Töpfe mit brennendem Pech und Schwefel, Steine, Balken, selbst Leichname werden auf die Köpfe der Belagerer hinabgeschleudert. Sie weichen. Ein Jubelruf der Türken erschallt. Da erblickt Gottfried von Bouillon auf dem Ölberg eine Rittergestalt in weißer Rüstung und den hellstrahlenden Schild schwingend. „Seht da", ruft er, „eiu Cherub mit flammendem Schwerte, den Gott uns zum Mitstreiter sendet." — „Gott will es! Gott will es!" ant- wortet die Schar der Christen, und mit wildem Ungestüm dringt sie vorwärts. Gottfried erklimmt zuerst die Mauer. Die Seinen folgen; Schar drängt sich auf Schar, und Jerusalem ist erobert. Ein schreckliches Morden beginnt. Män- ner und Weiber, Greise und Kinder tötet erbarmungslos das Schwert der Christen. Von Gasse zu Gasse wälzt sich der Mord. In den weiten und festen Mauern des Tempels haben Tausende Rettung gesucht; aber der Tempel wird erstürmt, und die Unglücklichen werden erschlagen. Das Blut fließt in Strömen. 10 000 Feinde sind getötet; aber noch ist das Morden nicht zu Ende. Nur Gottfried hält sich fern von diesem Würgen. Barfuß, ohne Helm und Panzer, eilt er in die Kirche zum heiligen Grabe, um den: Herrn für den errungenen Sieg zu danken. Nach dreien Tagen endlich endet Mord und Plünderung. Nun werden die Straßen gereinigt; die Sieger waschen das Blut von ihren Händen, und, in weiße Gewänder gehüllt, wandeln sie in feierlichem Zuge nach dem heiligen Grabe. Die Geistlichkeit kommt ihnen entgegen mit hoch erhobenen Kreuzen und mit frommen Gesängen, und voll Andacht sinkt die siegreiche Schar in den Staub. Gottfried wurde zum Könige von Jerusalem erwählt. Allein er weigerte sich beharrlich, da eine Königskrone zutragen, wo sein Heiland eine Dornenkrone getragen hätte, und begnügte sich damit, Beschützer des heiligen Grabes zu heißen. Er starb schon nach einem Jahre und ward in der Kirche des heiligen Grabes zu Jerusalem begraben. Aus sein Grab schrieben die trauernden Kreuzfahrer die einfachen Worte: „Hier liegt Gottfried von Bouillon, welcher dies Land der Christenheit wiedergewonnen hat. Seine Seele ruhe in Christo. Amen!" In den zlveihundert Jahren, während welcher die Kreuzzüge dauerten, sind wohl an 7 Millionen Menschen ins Morgenland gezogen, und nur wenige von ihnen sahen ihr Vaterland wieder. Sollen doch sogar im Jahre 1212 gegen 40 000 Kuaben aus Deutschland und Frankreich sich auf den Weg nach dem gelobten Lande gemacht haben, aber meist umgekommen oder in Sklaverei
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