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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 239

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
13. Friedrich I., genannt Barbarossa. 239 Das Hauptstreben seiner Regierung ging dahin, das unter seinen Vor- gängern gesunkene kaiserliche Ansehen wiederherzustellen, namentlich auch iu Ita- lien, wo der Papst und die lombardischen Städte seit den Zeiten Heinrichs Iv. dem Kaiser weigerten, was ihm gehörte. Er unternahm deshalb sechs Feldzüge nach jenem Lande; auf dem fünften aber verweigerte sein mächtiger Vetter, Heinrich der Löwe, Herzog von Bayern und Sachsen, ihm den ferneren Bei- stand, und obwohl Friedrich die Kniee des stolzen Herzogs flehend umfaßte, zog dieser dennoch mit seinen Truppen ab. Die Folge davon war, daß der Kaiser bei Leguano im Jahre 1176 von den lombardischen Städten völlig geschlagen wurde und ihnen bedeutende Rechte einräumen mußte. Heinrich der Löwe war unzweifelhaft nächst dein Kaiser der größte Fürst seiner Zeit. Er hatte einen festen, durch ritterliche Übungen aller Art gekräf- tigten Körper, ein offenes Gesicht, große schwarze Augen, dunkeles Haar und einen starken, schwarzen Bart. Er war ein Feind aller Trägheit und Üppigkeit, tapfer, streng, ausdauernd, überhaupt iu vieler Beziehung seinem Vetter, dem Kaiser, ähnlich. Doch überleuchtete im ganzen das blonde Geschlecht der Hohen- staufen das braune der Welfen (so hieß die Familie Heinrichs nach seinem Ur- großvater Welf), und bei aller Trefflichkeit ist keiner aus diesem Hause dem rotbärtigen Friedrich an Heldensinn und Kriegsmut gleichzustellen. Heinrich suchte sich im Norden von Deutschland in unablässigem Kampfe mit Friesen und Slaven ein großes und unabhängiges Reich zu gründen. Er grollte daher dem Kaiser, der ihm in Italien nutzlos deutsches Blut zu vergeuden schien, und schon während eines früheren Römerzuges desselben hatte er, nur um ihm nicht Beistand leisten zu müssen, einen Kreuzzug unternommen. Von diesem zurück- gekehrt, ließ er auf dem Markt zu Brauuschweig einen steinernen Löwen als Sinnbild seiner Macht errichten. Als er nun aber mit dem Kaiser offen gebrochen und der Bruch die Niederlage bei Leguano verursacht hatte, erfolgte bald sein Sturz. Aus Italien heimgekehrt, zog Friedrich ihn vor, das Reichsgericht und erklärte ihn, da er auf dreinialige Ladung nicht erschien, in die Acht. Alle alten Feinde Heinrichs, alle, die durch seinen Fall zu gewinnen hofften, brachen auf gegen den letzten Welfen, dem nur Sachsen treu blieb. Seines Namens würdig, schlug der Löwe grimmig um sich her und tilgte zum Teil den Schandfleck des Verrates durch den Ruhm ungenieiuer Tapferkeit. Bis ins dritte Jahr blieb er unbesiegt, obwohl Friedrich selbst gegen ihn ausgezogen war. Den Landgrafen von Thüringen nahm er sogar gefangen. Als aber der Kaiser einen neuen großen Zug gegen ihn aufbrachte, ward der Herzog iu Stade eingeschlossen. Niemand blieb ihm treu als die Stadt Lübeck, die sich dem Kaiser nicht eher ergab, als bis sie sich von dem Löwen, dem sie ihre schönsten Freiheiten verdankte, die Erlaubnis eingeholt hatte. Da Heinrich nunmehr alles verloren sah, ließ er durch den freigelassenen Landgrafen Ludwig von Thüringen um Frieden bitten und fügte sich in die Gewalt des Kaisers, um von dessen Großmut wenigstens seine Erblande zurück- zuerhalten. Zu Erfurt bat er ihn fußfällig um Gnade. Da regte sich die alte Milde wieder in des Kaisers Herzen, und er hob den gedemütigten Löwen gütig auf und schloß ihn weinend in seine Arme, alter Zeit der Freundschaft und Waffenbrüderschaft eingedenk. Doch bestand er unerbittlich auf der Zer- trümmerung der Welfenmacht, und weil er die Gefahr großer Herzogtümer
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