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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 243

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
16. Das Rittertum. 243 inwendig, um den Druck zu mildern, stark gefüttert. Die Waffen bestanden aus Lanze, Schwert, Kalben, Streithammer oder Streitaxt und einem Schilde, der gewöhnlich Non Holz, aber mit einem eisernen Reifen und einem meist ledernen Überzüge versehen war. Auch die Pferde waren mehr oder weniger geharnischt, und über die Sättel oft eine große, geschmückte Pferdedecke gehängt. Am glänzendsten trat das Rittertum in den zahlreichen Turnieren her- vor, die erst im zwölften Jahrhundert eine bestimmte Gestalt annahmen. Durch feierliche Berufungen wurden die Ritter eingeladen, und schon am Abend vor dem eigentlichem Beginn des Kampfspieles fanden Vorkämpfe und Gefechte statt, beson- ders unter den Knappen, welche ihre Meisterschaft am folgenden Tage darthun und Ritter werden wollten. Gewisse Ehrengesetze wurden streng beobachtet; man durfte sich z. B. nicht an den Sattel festbinden lassen, keine scharfen Lanzen gebrauchen und mit dem Schwerte nicht stechen, man sollte das Pferd des Geg- ners nicht verwunden und den Kampf endigen, sobald jener den Helm abnähme. Jeder strebte sich durch die Pracht seiner Rüstung und Kleidung, durch die Stärke und Schönheit seines Pferdes auszuzeichnen, und Sammet, Seide, Hermelin, Zobel, Silber linb Gold werden bcibei häufig erwähnt. Die ausgesetzten Preise waren sehr verschieden. Man kämpfte entweder Mann gegen Mann oder in ganzen Scharen; der Sieg war errungen, wenn man den Gegner aus dem Sat- tel gesetzt hatte. Oft kamen bei solchen Turnieren Ritter um; auch ohne Wun- den erstickten manche in ihren schweren Rüstungen. Die Päpste suchten deshalb durch wiederholte Verbote jene Feste zu verhindern, aber die Gefahr und der Glanz lockten zu sehr, sie wurden nicht ausgerottet. Ein Hauptunterscheidungszeicheu der ritterlichen Familien wurden die Wappen, welche seit dem Ansang der Kreuzzüge, auch im Siegel, immer häu- figer gebraucht wurden. Gewöhnlich erinnerten dieselben an eine Heldenthat der Vorfahren; einer z. B., der zuerst eine feindliche Mauer erstiegen hatte, erhielt eine goldene Leiter in sein Wappen, ein anderer, der angesichts der Feinde allen voran dnrch einen Fluß geschwommen war, eiu weißes Schild mit einer quer hindurchgehenden Linie, die den Fluß andeutete. Wie die Ritter überhaupt die Vorschriften des Christentums zu erfüllen hat- ten, so wurden ihnen besonders Demut und Milde eingeschärft, zwei Tugenden, die bei dem kriegerischen Leben nur zu leicht verloren gehen konnten. Im Äußeren zeigte sich die Verbindung des Rittertums und der Religion besonders in den großen Ritterorden, welche so feste und wohlgeordnete Genossenschaften bildeten, daß Ansehen, Macht und Reichtum nicht ausbleiben konnten. Sie gingen unmit- telbar aus den Kreuzzügen hervor; Krankenpflege und Kampf gegen die Ungläu- bigen waren ihre vorzüglichsten Aufgaben. Der wichtigste unter ihnen war der deutsche Orden, gestiftet während der Belagerung von Akkon durch den Herzog Friedrich von Schwaben, Sohn Friedrich Barbarossas. Die Brüder, welche alle von deutscher Abstammung sein mußten, wurden in streitende, dienende und geist- liche geteilt; die ersteren trugen einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuze. Als Akkon durch die Christen erobert war, ward es der erste Hauptsitz des Or- dens und seines Meisters. Schon unter dem vierten Hochmeister, Hermann von Salza, zählte er 2000 Ritter und besaß zahlreiche Güter im Morgen- und im Abendland, besonders aber in Deutschland. Da Hermann von Salza ein- 16*
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