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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 254

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
254 22. Die Hansa. leute, namentlich der Maurer und der Steinmetzen, die sogenannten Bauhütten, die allmählich zu förmlichen Schulen der Baukunst wurden. Ihre Lehre war eine geheime, außer den Mitgliedern durfte niemand die Hütte betreten. Aber aus dem unglaublichen Wetteifer und dem uneigennützigen Zusammenwirken der ver- schiedenen Baugewerke ging die Vollendung der gotischen Baukunst hervor. Jede größere Stadt wollte ihren Dom haben. Da schien die schwere Masse leicht und frei emporzusteigen; da wuchsen die Pfeiler wie Bäume hervor und schlossen sich oben in spitzen Bogen ab, über dem Dache aber wurden sie durch spitze, in die Wolken ragende Türme fortgesetzt; die Fenster waren von ungeheurer Größe, aber das hereinfallende Licht ward gemildert durch kunstreiche Glasgemälde; die Erha- benheit des Ganzen endlich barg sich in die reichsten und lieblichsten Verzierungen der Steinhauerarbeit, so daß die Masse sich aus unermeßlich vielen, gleichsam lebendigen Steingewächsen aufzubauen schien. Es waren riesige Werke, berechnet auf die frommen Beiträge vieler nacheinander folgenden Geschlechter; der Bau- meister, welcher den Plan entworfen hatte, sah wohl nie die Vollendung, ja, mit solcher Uueigennützigkeit übergab er die Fortsetzung des Werkes seinen Nachfolgern, daß wir nur in wenigen Fällen den Namen des ersten Urhebers kennen. Das größte dieser Wunderwerke der Kunst ist der Dom von Köln, der in unseren Tagen vollendet ist. Ihm zunächst kommt das Straßburger Münster, an welchem vier Jahrhunderte lang gearbeitet worden ist. Dabei ärgerte es den deutschen Bürger nicht, wenn zwischen Dom und Rat- haus sich vielleicht eine Wasserpfütze mit schwimmenden Enten befand und dane- den die alte Linde, die noch au eine Zeit erinnerte, wo die Stadt nicht war und wo die Waldvögleiu in ihren Zweigen sangen. Nach G. Freytag. ^"22. Die Hansa. norddeutschen Städte, so weit die nieder- oder plattdeutsche Sprache reichte, Jj hatten schon früh ihre Kraft auf den Seehandel gerichtet und dadurch sich uuermeßliche Reichtümer erworben. Wie sich aber alles im Mittelalter zu Genos- seuschafteu zusammenschloß, so gingen auch sie, nicht wie die rheinischen Städte zur augenblicklichen Verteidigung gegen übermütige Raubritter, sondern zur dauern- den Verfolgung ihrer Handelsvorteile, einen Bund ein, der nach damaligem Sprachgebrauch Hansa, d. h. Innung, genannt ward. Die ersten Mitglieder waren Hamburg, Lübeck und Bremen, aber dieser Hansabund erweiterte sich im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert so, daß er zuweilen über 70 Städte umfaßte, mit seinen Flotten die nordischen Meere beherrschte, ganze Länder eroberte, mächtige Könige beugte. Doch war die Verbindung der Städte nur locker, oft geteilt, oft eingeschlafen, und nur selten trat ihre ganze furchtbare Kraft zum Verderben ihrer Feinde hervor, wenn sie sich einmal entschlossen einig zu handeln. Dieser Bund konnte des ganzen deutschen Nordens Herr werden, wenn er wollte; allein es wurde nicht einmal der Versuch dazu gemacht. Die Bürger fühlten sich nur als Kaufleute, die zufrieden waren, wenn man ihnen in der Fremde nur ihren umhegten Platz ließ, auf dem sie nach heimat- licher Sitte und heimischem Recht ihren Handel betrieben. Die Größe und Macht der Hansa beruhte, obwohl ihre Schiffe auch bis in die innersten Buchten des Mittelmeeres gingen, zumeist auf dem Handel der Ostsee-
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