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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 255

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
23. Erfindungen im Mittelalter. 255 fahren. Denn damals war die Ostsee der grüße Fischbehälter Europas; die Dorsche wälzten sich Hausenweise in die ausgeworfenen Netze, der Hering kam jährlich in ungeheuren Wanderzügen durch den Sund, an den Flußmündungen wimmel- ten der Lachs und der Aal. Besonders aber war der Heringsfang für die nor- dischen Handelsstädte von der größten Wichtigkeit. Bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts zog der Fisch längs der Küste von Pommern in so dichten Massen, daß man im Sommer nur den Korb ins Meer zu senken brauchte, um ihn gefüllt herauszuziehen. Damals wuchsen Lübeck, Wismar. Rostock, Stralsund und Greifswald mit wunderbarer Schnelligkeit zu hohem Wohlstand. Im dreizehnten Jahrhundert aber verlegte der Hering seine Seeivege und strich längs der flachen Küste von Schonen und am norwegischen Ufer. Da eilten alle seetüchtigen Völ- ker in sein Fahrwasser, und die deutschen Hansastädte kämpften um seinetwillen blutige und siegreiche Kriege mit den Dänen, Engländern, Schotten und Hollän- dern, sie brachen den dänischen Königen ihre festen Schlösser, besetzten ihre Inseln und behaupteten Jahrhunderte hindurch die Herrschaft in Gotland, Schonen und Bergen. Das war die große Zeit der deutschen Hansa. Nach 1400 aber änderte der Hering wieder seine Züge und ging an die holländische Küste; seitdem wur- den die holländischen Städte reich und mächtig. War der hanseatische Kaufmann daheim, so zeigte er gern seinen Wohlstand durch stattliche Kleidung, kostbare Pelze und bunte Farben; er trug das Schwert an der Seite und am reichverzierten Gurt die Geldtasche und den Siegelring, worin das wichtige Zeichen seines Geschäftes, die Hausmarke, eingegraben war. Denn er war des Schreibens nicht immer mächtig, und durch dieselbe Marke, die von seinen Fässern und Ballen her an allen Enden der Welt bekannt war, bestätigte er Geldanweisungen und Urkunden, die er durch seinen Schreiber ansstellen ließ. Aber derselbe Mann trug zur See auch die Friesjacke des Schissers und das Panzerhemd des Kriegers. Denn wenn er auf seinem rundbauchigen, hoch- bordigen Fahrzeuge das Meer durchstrich, hatte er nicht selten mit verwegenen See- räubern zu kämpfen. Auch in fremden Ländern mußte er manchen blutigen Strauß bestehen, doch trug er mit seiner zähen Ausdauer stets den Sieg davon, und im Gefolge seiner kaufmännischen Arbeit brachte dann auch das Christentum in Länder, die bis dahin völlig unbekannt gewesen waren, seine Segnungen. So trugen bre- mische Kansfahrer in das heidnische Livland Christentum und deutsches Wesen. Die Blüte der Hansa dauerte dreihundert Jahre. Erst nach Auffindung neuer Seewege, als dem Handel neue Bahnen eröffnet waren, geriet sie in Verfall und hielt 1630 ihre letzte Tagsatzung. Noch heute führen Hamburg, Lübeck und Bremen den alten Namen Hansestädte fort. G. Frey tag. 23. Erfindungen im Mittelalter. 3rt den letzten Jahrhunderten des Mittelalters kamen Erfindungen auf, welche für die weitere Entwickelung des Menschengeschlechts von hoher Wichtigkeit waren und als Vorboten des Überganges in die neue Zeit anzusehen sind. Hier ist zunächst der Kompaß zu nennen, dessen Erfindung dem Flavio Gioja aus Amalfi im Anfang des 14. Jahrhunderts zu verdanken ist. Erst durch den Kompaß wurde die Seefahrt auf dem freien Weltmeer möglich gemacht und der Weg zu neuen Entdeckungen gebahnt. Seine wesentlichsten Teile sind
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