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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 285

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
285 36. Aus dem siebenjährigen Kriege. Tag gehabt." Sie antworteten, sie seien leider nicht gut geführt worden. „Nun, habt nur Geduld", fuhr Friedrich fort, „ich werde alles wieder gut machen." Fr. Kugler. 2. Roßbach. Friedrich selbst begab sich nach Thüringen, um zuerst die Gefahr abzuwenden, welche feinem Reiche durch das Vorrücken der Franzosen unter Soubise drohete. Nachdem schon vorher der kühne Reitergeneral Seydlitz den französischen Befehlshaber mit vielen Offizieren durch einen entschlossenen Überfall aus Gotha versagt und nebst vielen Gefangenen das ganze Gepäck der Franzosen weggenommen hatte, kam es bei Roßbach zur entscheidenden Schlacht zwischen Friedrich und den Franzosen, mit welchen die deutschen Reichstruppen vereinigt waren. Des Königs Heer zählte nur 22 000 Mann, das der Feinde über 60 000; auch kannte der Übermut der Franzosen beim Anblicke des kleinen Häufleins der Preußen keine Grenze. Als am Tage vor der Schlacht Friedrich durch eine Bewegung des französischen Heeres sich veranlaßt sah, auch seine Stellung zu ver- ändern, jubelte man im feindlichen Lager schon wie über einen Rückzug. Alles, was Soubise an Trommelschlägern und Spielleuten hatte, muße Siegesme- lodieen, wie über eine gewonnene Schlacht, anstimmen. Die französischen Offi- ziere witzelten: es geschehe dem Herrn Marquis von Brandenburg viel Ehre, daß man sich mit ihm erst in einen Krieg einlasse. Schon meinte man, den Preußenkönig mit seinem ganzen Heere gefangen zu nehmen, und sandte im voraus Boten nach Paris, dies anzukündigen. Der Morgen des 5. November (1757) brach an: Friedrich weilte ruhig in seinem Lager zu Roßbach und erhielt die Kunde, daß die Feinde sich anschickten, ihn von allen Seiten einzuschließen. Er blieb den ganzen Vormittag, als ahne er nichts von der drohenden Gefahr; nur in der Stille ließ er alles zum Aufbruch vorbereiten: es wurde noch die Mittagstafel angerichtet, und der König setzte sich mit seinen Generalen ruhig zu Tische. Die Franzosen waren entzückt, daß er so in die Falle gehe. Plötz- lich, erst gegen 3 Uhr, giebt er den Befehl zum Ausrücken, in kaum einer hal- den Stunde ist das ganze Lager abgebrochen. Die erstaunten Franzosen ver- glichen es selbst mit der Verwandlung einer Theaterdekoration. Friedrich versammelt eilig die Führer seiner kleinen Armee und spricht zu ihnen: „Die Stunde ist gekommen, wo alles, was uns teuer ist, von unsern Waffen abhängt. Ihr wißt, daß es keine Beschwerde, keinen Hunger, keine Kälte, keine Nachtwachen und Gefahren giebt, die ich nicht bis jetzt mit euch geteilt habe, und ihr seht mich bereit, mein Leben mit euch und für euch hinzugeben. Alles, was ich dafür verlange, ist die- selbe Treue und Freundschaft. Jetzt benehmt euch wie herzhafte Leute und vertraut aus Gott." -— „Wir wollen mit dir sterben!" war die Antwort der Krieger. Mit dem Rufe: „Vorwärts!" und indem er seine Tabakspfeife hoch in die Luft schleudert, giebt Seydlitz das Zeichen zum Angriffe und dringt an der Spitze seiner trefflichen Reiterscharen unwidersteh- lich in die Haufen der daherziehenden Feinde ein. Ehe dieselben sich irgendwo zu einer Schlachtlinie sammeln können, werden sie bald hier, bald dort von den stürmenden Reitern über den Hausen geworfen. Alles wendet sich zur Flucht, in einem tiefen Hohlwege aber fällt eine große Zahl der Feinde den Preußen in die Hände. Friedrich hat unterdessen sem Fußvolk nebst dem Geschütz gegen die feindliche Infanterie vorrücken lassen und auch diese bald in gänzliche
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