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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 287

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
36. Aus dem siebenjährigen Kriege. 287 Schweidnitz war in die Hände der Österreicher gefallen, der Herzog von Bevern geschlagen worden, und selbst die Hauptstadt Breslau hatte sich dem Feinde ergeben. Schlesien schien verloren, wenn die Österreicher den Winter über dort bleiben konnten. Da eilte Friedrich mit 14 000 Mann aus Sachsen herbei, vereinigte diese mit den 16 000 Mann, welche von dem geschlagenen Heere des Herzogs von Bevern übrig waren, fest entschlossen, die Feinde anzu- greifen, wo er sie nur fände, „und wäre es", wie er sagte, „hoch aus dem Zobtenberge." Bei Leuthen, zwischen Breslau und Neumarkt, stieß er auf den Feind. Der Herzog Karl, an der Spitze von 80 bis 90 000 Mann, sah mit Geringschätzung ans die kaum 30 000 Mann zählende preußische Armee, die er spöttisch „die Berliner Wachtparade" nannte. Friedrich aber berief seine Generale und Offiziere zusammen, schilderte in begeisterter Rede die Größe der Gefahr, in welcher das Vaterland schwebte und bei welcher er nur von ihrem Mute, ihrer Standhaftigkeit und Vaterlandsliebe die Rettung erwarten könne. „Ich werde gegen alle Regeln der Kunst", fügte er dann noch hinzu, „die beinahe dreimal stärkere Armee des Prinzen Karl angreifen. Es ist hier nicht die Frage von der Anzahl der Feinde, noch von der Wichtigkeit ihrer Stellung: alles dies, hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen und die richtige Befolgung meiner Anordnungen zu überwinden suchen. Ich muß diesen Schritt wagen, oder es ist alles verloren; wir müssen den Feind schlagen oder uns alle vor seinen Batterieen begraben lassen. So denke ich, — so werde ich handeln. Machen Sie diesen meinen Entschluß in der Armee bekannt, bereiten Sie den gemeinen Mann zu den Auftritten vor, die bald folgen werden. Im übrigen, wenn Sie bedenken, daß Sie Preußen sind, so werden Sie sich gewiß dieses Vorzuges nicht unwürdig machen; ist aber der eine oder der andere unter Ihnen, der sich fürchtet, alle Gefahren mit mir zu teilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten, ohne von mir den geringsten Vorwurf zu leiden!" Aus aller Augen leuchtete ihm auf diese Anrede nur tiefe Rührung und feuriger Kriegsmut entgegen, und so fuhr er fort: „Schon im voraus hielt ich mich überzeugt, daß keiner von Ihnen mich verlassen würde, — ich rechne also ganz auf Ihre treue Hilfe und den gewissen Sieg. Sollte ich bleiben und Sie für Ihre treu geleisteten Dienste nicht belohnen können, so muß es das Vaterland thuu. Gehen Sie nun ins Lager und wiederholen Sie den Regimentern, was Sie jetzt von mir gehört haben." Einen Augenblick Hielt er iurte, dann fügte er mit ernstem Ausdruck hinzu: „Das Regiment Kavallerie, welches nicht gleich, wenn es befohlen wird, sich unaufhaltsam in den Feind stürzt, lasse ich gleich nach der Schlacht absitzen und mache es zu einem Garnisonregimente! Das Bataillon Infanterie, das, es treffe, worauf es wolle, nur zu stocken anfängt, verliert die Fahnen und die Säbel, und ich lasse ihm die Borten von der Mon- tierung abschneiden! Nun leben Sie wohl, meine Herren, in kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder." Die Begeisterung, welche Friedrich durch diese Rede den Ofsizieren ein- geflößt, ging bald auf die gesamte Armee über: im ganzen Lager ertönte lauter Jubel. Die alten Krieger reichten sich wechselseitig die Hände und beschworen ihre jungen Kameraden, dem Feinde mutig unter die Augen zu treten. Frohe Siegesbegeisterung durchdrang alle Herzeu.
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