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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 296

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
296 40. Königin Luise. ken und damit auch aller Gemeingeist, aller Eifer für das Gemeindewohl. Es erschien nun eine neue Städteordnung, durch welche den Städten die Verwal- tung ihres Vermögens und aller ihrer Angelegenheiten, die Wahl der Magi- strate aus der Mitte der Bürgerschaft und die Bildung von Stadtverordneter- Versammlungen überlassen wurde. Durch dieses Gesetz wurde in der That bald wieder Liebe zur Gemeinde, Teilnahme an ihren Angelegenheiten und ein erhöh- tes Gefühl für Selbständigkeit und Ehre erweckt. Während so die Grundlagen für ein gedeihliches Staatsleben neu geschaf- fen wurden, verlor man die Erneuerung der Wehrkraft des Landes nicht aus den Augen. Der edle, feste und geistvolle General von Scharnhorst war es, der in Gemeinschaft mit Gneisenau die Grundgedanken der neuen Schöpfung feststellte. Die Wehrhaftmachung des ganzen Volks war der oberste Grundsatz der neuen Wehrverfassnng: rasche und tüchtige Ausbildung der Massen, sittliche und wissenschaftliche Hebung der Offiziere, Gleichheit der Rechte und Pflichten für alle, Begründung der Kriegszucht auf Vaterlandsliebe und Ehr- gefühl, — das sind einige der weiteren Hauptgesichtspunkte. Doch nicht mit einem Mal durste man ein großes Heer wieder erschaffen; die Zahl der zu haltenden Truppen war durch Napoleon auf 42 000 Mann beschränkt. Uni dennoch grö- ßere Heeresmassen für die Zukunft auszubilden, ließ man die Rekruten, sowie sie einexerziert waren, nach Hause gehen und berief andere an ihre Stelle, und so immer weiter, so daß in kurzem schon 150 000 einexerzierte Leute im Lande waren. Auch sonst wurden alle Ausrüstungen insgeheim eifrig betrieben. Der Haß gegen Napoleons Gewaltherrschaft, durch begeisterte Männer lebhaft angefacht, nahm täglich überhand; derselbe führte auch zur Gründung des sogenannten Tugendbnndes, welcher zum besonderen Zweck hatte, die Selbstsucht in allen öffentlichen Verhältnissen zu bekämpfen, die edleren, sitt- lichen Gefühle in der Nation zu beleben und dadurch die Befreiung zu befördern. Der Verein erhielt die Bestätigung des Königs und trug viel zur Verbreitung einer männlicheren Stimmung in den Gemütern bei; der Geist desselben wirkte fort, selbst nachdem der Bund auf Napoleons Befehl aufgehoben worden (1810). Auch für die Bildung des Volkes wurde in jenen schweren Zeiten groß- herzig Sorge getragen, dafür legte namentlich die Gründung der Universität Berlin im Jahre 1810 Zeugnis ab. Hahn. er gute Engel Preußens war in der Zeit der tiefsten Erniedrigung die Königin Luise, die Mutter unseres jetzigen Königs und Kaisers. Je tie- fer ihr Herz unter der Wucht des eisernen Verhängnisses gebeugt wurde, desto erhabener richtete sich ihr Geist auf, und während ringsum alles den Kopf zu verlieren schien, war es das ursprünglich so weich geschaffene Gemüt Luisens, welches fast allein noch festen Mut offenbarte, noch sichern Glauben hielt. Mit Würde trat sie dem französischen Gewalthaber in Tilsit gegenüber, ihre Vorstellungen aber blieben fruchtlos. Nur eines tröstete sie: daß ihr Gemahl sich in jeder Beziehung würdig gezeigt habe und größer, als sein Wider- sacher. „Zwei Hauptgründe habe ich", so schrieb sie an ihren Vater, den Her- zog Karl I. von Mecklenburg-Strelitz, „die mich über alles erheben: der erste 40. Königin Luise.
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