1888 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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45. Vlücher am Rhein.
5. Bei Lützen auf der Aue er hielt solchen
Strauß,
daß viele» tausend Welschen der Atem ging
aus;
daß Tausende liefen dort hasigen Lauf,
zehntausend entschliefen, die nimmer wachen
auf.
6. Am Wasser der Katzbach er's auch hat
bewährt;
da hat er den Franzosen das Schwimmen
gelehrt;
fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Ostsee hinab!
und nehmt, Ohnehosen, den Walfisch zum
Grab!
7. Bei Wartburg an der Elbe, wie fuhr
er hindurch!
Da schirmte die Franzosen nicht Schanze noch
Burg;
da mußten sie springen wie Hasen übers Feld,
hinterdrein ließ erklingen sein Hussa! der Held.
8. Bei Leipzig auf dem Plane, o herrliche
Schlacht!
da brach er den Franzosen das Glück und
die Macht!
da lagen sie sicher nach blutigem Fall,
da ward der Herr Blücher ein Feldmarschall.
9. Drum blaset, ihr Trompeten! Husaren
heraus!
Du reite, Herr Feldmarschall, wie Winde
im Saus!
dem Siege entgegen, zum Rhein, übern Rhein,
du tapferer Degen, in Frankreich hinein!
E. M. Arndt.
B. 2. „Verwalter des Schlachtfeldes" mit Anspielung auf den Titel „Feldmarschall",
den man deuten kann als „Aufseher des Schlachtfeldes." — V. 6. „Ohnehosen", ein Spott-
name für die Franzosen aus,, der Revolutions- und der napoleonischen Zeit. Das Wort
ist übrigens eine unrichtige Übersetzung des französischen „Sanscülott." Die Cülotte ist
die Knie- oder Pluderhose, die in der Zeit Ludwigs Xiv. und Xv. getragen ward. Diese
an die alte Aristokratie erinnernde Tracht legten die Revolutionsmänner ab, indem sie
dafür die jetzt gebräuchlichen langen Hosen annahmen. Die Sanscülotten sind also nicht
die „Ohnehosen", sondern die „ohne Kniehosen", die „Langhosen."
x 45. Blücher am Rhein.
¡Die Heere blieben am Rheine stehn:
soll man hinein nach Frankreich gehn?
Man dachte hin und wieder nach,
allein der alte Blücher sprach:
„Generalkarte her!
nach Frankreich gehn ist uicht so schwer.
Wo steht der Feind?" — Der Feind? dahier.
Der Trompeter an der Katzbach.
1. Don Wunden ganz bedecket,
der Trompeter sterbend ruht,
an der Katzbach hingestrecket;
der Brust entströmt das Blut.
2. Brennt auch die Todeswunde,
doch sterben kann er nicht,
bis neue Siegeskunde
zu seinen Ohren bricht.
3. Und wie er schmerzlich ringet
in Todesängsten bang,
zu ihn: herüber dringet
ein wohlbekannter Klang.
4. Das hebt ihn von der Erde;
er streckt sich starr und wild.
Dort sitzt er auf dem Pferde,
als wie ein steinern Bild.
„Den Finger drauf, den schlagen wir.
Wo liegt Paris?" — Paris? dahier.
„Den Finger drauf, das nehmen wir.
Nun schlagt die Brücken übern Rhein;
ich denke, der Champagnerwein
wird, wo er wächst, am besten sein!
5. Und die Trompete schmettert —
fest hält sie seine Hand —
und wie ein Donner wettert
Viktoria in das Land.
6. Viktoria — so klang es,
Viktoria — überall,
Viktoria — so drang es
hervor mit Donnerhall.
7. Doch als es ausgeklungen,
die Trompete setzt er ab;
das Herz ist ihm zersprungen;
vom Roß stürzt er herab.
8. Um ihn herum im Kreise
hielt's ganze Regiment.
Der Feldmarschall sprach leise:
„Das heißt ein selig End'!" Mosen.