1888 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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49. Der letzte Kampf gegen Napoleon.
49. Der letzte Kampf qeqen Napoleon.
Itcicf) dem Sturze Napoleons war es die nächste Aufgabe der verbündeten
J t Fürsten, die Verteilung der wiedereroberten Länder festzustellen. Sie ver-
anstalteten zu diesem Zwecke eine Versammlung (Kongreß) in Wien, an welcher
die Kaiser von Österreich und Rußland, der König von Preußen und viele
andere Fürsten und Staatsmänner teilnahmen. Da gab es manche schwierige
und verwickelte Verhandlungen, und es verging viele Zeit, ohne daß man
sich einigen konnte. Ja, es drohte sogar aus den Beratungen neuer Zwie-
spalt und Kampf hervorzugehen.
Das erfuhr der Verbannte auf der Insel Elba. Er erfuhr weiter, daß
die Franzosen ihren König nicht liebten und ein großer Teil des Volkes noch
immer seinem Kaiser Napoleon anhange, der es so mächtig gemacht, ihm so
glänzenden Schlachtenruhm erworben hatte. Da faßte er einen kühnen Entschluß.
Mit einem kleinen Häuflein seiner alten Soldaten verließ er plötzlich sein Elba
und landete an Frankreichs Küste. Jubelnd ward er aufgenommen; die gegen
ihn ausgesandten königlichen Regimenter gingen unter dem Rufe: „Es lebe der
Kaiser!" zu ihm über, und in kurzem hielt er triumphierend seinen Einzug
in Paris, während der König Ludwig eiligst aus dem Laude floh.
Die Kunde von diesen Ereignissen stellte die Einigkeit unter den in Wien
versammelten Fürsten rasch wieder her. Sie erklärten Napoleon als „ Feind
und Störer der Ruhe der Welt" in die Acht und rüsteten sich unverzüglich
zu neuem Kampfe. Der greise Blücher mit seinen Preußen und der eng-
lische Feldherr Wellington mit einem aus Engländern, Holländern und
Deutschen gemischten Heere drangen durch Belgien nach der französischen Grenze
vor. Rasch rückte ihnen Napoleon entgegen und warf sich bei dem belgischen
Dorfe Ligny auf die Preußen. Mit heldenmütiger Anstrengung wurde auf
beiden Seiten gestritten; endlich aber mußten die Preußen vor dem über-
mächtigen Feinde das Feld räumen. Blücher selbst wurde beinahe gefangen.
Er stürzte mit seinem Pferde, das von einer tödlichen Kugel getroffen wurde,
zu Boden, und die feindlichen Reiter brausten dicht an ihm vorüber. Fast
wie durch ein Wunder wurde er gerettet.
Zwei Tage danach, am 18. Juni 1815, kam es beim Dorfe Water-
loo, in der Nähe von Brüssel, zu einer großen Schlacht. Wellington, der
dort mit seiner Armee stand, hatte Blücher gebeten, ihm zwei Heerhaufen zu
Hilfe zu schicken, wenn er von Napoleon angegriffen werde. „Nicht mit zwei
Haufen", ließ ihm Blücher antworten, „sondern mit meinem ganzen Heere
werde ich kommen, und wenn die Franzosen uns nicht angreifen, wollen wir
sie angreifen." Frischen Mutes trat er dann am frühen Morgen mit seinen
Preußen den Marsch an. Ein heftiger Regen rauschte hernieder. „Siehe da,
unser Bundesgenosse von der Katzbach!" rief der Heldengreis heiter; „da sparen
wir dem König wieder viel Pulver." Aber der Boden war so aufgeweicht,
daß Fußvolk und Reiter kaum weiter kamen und die Rüder der Kanonen oft
bis an die Achse einsanken. Da sprengte Blücher von Trupp zu Trupp , und
voll Sorge, nicht zur rechten Zeit auf dem «L-chlachtfelde einzutreffen, trieb er
unablässig an und mahnte: „Vorwärts, Kinder, vorwärts!" — „Es geht