Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 307

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
49. Der letzte Kampf gegen Napoleon. 307 nicht, Vater Blücher, es ist unmöglich", schallt es ihm aus den Reihen der Krieger entgegen. „Kinder, es muh gehen", ruft er wieder, „ich hab'es ja meinem Bruder Wellington versprochen. Ich hab' es versprochen, hört ihr wohl? Ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden soll!" Und es ging mit Gottes Hilfe dem Ziele entgegen. Unterdessen war Wellington schon im heißesten Kampf. Napoleon hatte ihn mit gewaltigem Ungestüm angegriffen; doch die englischen Krieger standen wie Mauern von Eisen. Sturm auf Sturm wurde von ihnen abgeschlagen; allmählich aber erschöpfte sich ihre Kraft Die französischen Feuerschlünde rich- teten in ihren Reihen schreckliche Verwüstungen an; schon lagen 10 000 Mann tot oder verwundet auf dem Schlachtfelde. Da seufzte der unerschütterliche Wellington: „Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!" Und siehe, die Preußen kamen. Kanonendonner im Rücken und zur Rechten des Feindes verkündigte ihr Anrücken. „Da ist der alte Blücher", ruft Wellington hocherfreut, und seine ermatteten Krieger atmen auf. Unter Trommelwirbel und Trompetengeschmetter stürmen nun die Engländer und Preußen von drei Seiten auf den Feind ein. Es entsteht ein gräßliches Blutbad; die franzö- sischen Garden kämpfen mit dem Mute der Verzweiflung. Aber vergeblich ist ihr tapferer Widerstand; bald ertönt aus den Reihen der Franzosen der Ruf: „Rette sich, wer kann!" und das Heer wirft sich in die wildeste Flucht. Mit lautem Jubel setzen die Preußen unter General Gneisen au dem Feinde nach und machen reiche Beute. Kaum entrinnt Napoleon selbst ihren Händen; seinen Reisewagen, aus dem er entsprungen, samt Hut, Mantel und Degen, Orden und Kleinodien muß er ihnen zurücklassen. Als Flüchtling kommt er nach Paris; sein Heer ist vernichtet. Blücher schrieb vom Schlachtselde aus: „Die schönste Schlacht ist geschla- gen, der herrlichste Sieg ist erfochten. Ich denke, die Bonapartesche Geschichte ist nun vorbei." So war es. Die siegreichen Heere der Verbündeten zogen bald zum zweiten Male in Paris ein, und Napoleon wurde von neuem abgesetzt. Seine kriegerische Laufbahn war nun zu Ende. Die Verbündeten schickten ihn in die Verbannung nach der einsamen Felseninsel St. Helena mitten im atlan- tischen Ozean. Dort lebte er, 800 Meilen entfernt von Frankreich, umgeben von wenigen Getreuen, noch o Jahre. Er starb am 5. Mai 1821. Seine Gebeine wurden später nach Paris gebracht und in der Jnvalidenkirche bestattet. Mit Napoleon waren auch sein Bruder Joseph, König von Spanien, und sein Schwager Murat, König von Neapel, von ihren Thronen gestürzt worden. Die früheren Herrscher erhielten ihre Länder zurück. Frankreich kam wieder an Ludwig Xviii. Alle Eroberungen, die es seit dem Ausbruche der großen Revolution gemacht hatte, mußte es herausgeben. Österreich und Preußen wurden in ihrer früheren Größe wiederhergestellt; dazu erhielt Preußen die Hälfte des Königreichs Sachsen, Teile von Westfalen und die schöne Rhein- provinz. Das deutsche Kaisertum dagegen wurde nicht wieder ausgerichtet; an die Stelle des alten Reiches trat der deutsche Bund, zu welchem sich alle deutschen Staaten vereinigten. Die Fürsten Europas aber, voran die Kaiser von Rußland und Österreich und der König von Preußen, schlossen eingedenk der großen Begebenheiten, welche in den letzten Jahren sich ereignet hatten, eine 20*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer