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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 313

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
313 51. Der große deutsche Krieg von 1866. General Vogel von Falckenstein erhielt nun den Auftrag, alle ver- fügbaren Truppen unter seinem Oberbefehl als Main arm ee zu vereinigen: es waren im ganzen nur 50 000 Mann, und diesen standen auch nach Auflösung des hannoverschen Heeres noch 80 000 Mann unter dem Prinzen Karl von Bayern gegenüber. Es kam vorzüglich darauf an, die beiden feindlichen Heer- haufen, nämlich die Bayern und die anderen Süddeutschen, auseinander zu halten, und diese Aufgabe löste Vogel von Falckenstein mit außerordentlicher Gewandtheit und Tapferkeit. In unaufhörlichen Siegen trieb er bald die Bayern, bald die anderen Süddeutschen vor sich her, und stets wußte er ihre Vereinigung zu verhindern. So hielt er schon am 16. Juli unter Sang und Klang seinen Einzug in die freie Stadt Frankfurt, aus welcher der Bundestag bereits nach Augsburg geflohen war. Aber schon nach einigen Tagen ward er vom König zum obersten Befehls- haber im Königreich Böhmen berufen, und an seine Stelle trat General Mari- te uffel, der mit gleicher Umsicht und Kraft wie sein Vorgänger den Feldzug leitete. Schon am 2. August rückte die Mainarmee, nachdem sie im ganzen 20 größere und kleinere, aber stets siegreiche Gefechte bestanden hatte, in Würz- burg ein: sie hatte nicht bloß alle Länder ans dem nördlichen Mainufer gewon- nen, sondern auch bis tief in Baden und Württemberg hinein die Gewalt ihrer Waffen getragen. Natürlich hat sie nicht so zermalmende Schlüge führen kön- nen, wie das große böhmische Heer: aber durch die Schnelligkeit und Genauig- keit ihrer Bewegungen, durch die Ausdauer und den willigen Gehorsam der Soldaten, durch die heldenmütige Tapferkeit aller ihrer Glieder, hat sie sich nicht geringeren Anspruch auf Bewunderung erworben. 7. Mit Begeisterung oder auch nnt Schrecken sah die ganze Welt auf die Großthaten des preußischen Volkes, das unter seinem Heldenkönig wirklich als ein Volk in Waffen dastand. Der König aber sprach das große Wort: „Es ist Gottes Werk! Gott allein die Ehre! Der Feldzug war kurz, aber glorreich, glücklicher als es jemand von uns zu hoffen wagte. Aber das war nicht unser Verdienst, sondern Gottes gnädiger Beistand. Ich weiß es, es ist viel gebetet worden daheim und im Felde; wir ernten jetzt die Frucht dieser Gebete. Auf den Knieen haben wir Gott zu danken dafür. Darum auch keine Überhebung jetzt! Nicht Übermut, sondern Demut!" Nachdem schon am 2. August auf dringendes Bitten Österreichs ein Waffenstillstand abgeschlossen war, kam am 23. August der Prager Friede zu stände, wodurch der Grund zu Deutschlands Neugestaltung und zu Deutschlands Größe gelegt ward. Die Hauplbedingungen waren diese: 1) Österreich scheidet aus Deutschland aus; 2) es erkennt das Recht Preußens an, einen norddeutschen Bund aller Staaten nördlich vom Main unter seinem Vorsitz zu gründen; 3) es willigt ein, daß die südlich vom Main gelegenen Staaten in eine gewisse Verbindung mit dem norddeutschen Bunde treten; 4) es tritt seine Rechte auf Schleswig-Holstein gegen eine Entschädigung von 20 Millionen Thalern an Preußen ab; 5) Sachsen behält seinen Umfang und seine Selbständigkeit, tritt aber dem iiorddeutschen Bunde bei; 6) Öster- reich genehmigt alle Gebietsveründerungen, die Preußen in Norddeutschland beschließt; 7) es zahlt 40 Millionen Thaler an Kriegskosten.
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