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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 328

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
328 53. Das Gottesgericht in Frankreich daß der Ring, den unsere Vorposten um die riesige Stadt schlossen, eine Aus- dehnung von mindestens 10 Meilen hatte. Je dünner aber die Truppen auf diesen gewaltigen Ring verteilt waren, desto wachsamer mußten sie gegen Aus- fälle sein und desto anstrengender ward der Dienst unserer Braven. Inzwischen nahm die Belagerung der großen Festungen, die noch im Rücken unserer Armee lagen, ihren Fortgang. Am 23. September mußte sich Toul ergeben, wodurch die Eisenbahnverbindung zwischen den vor Paris liegenden Heeren und Deutschland frei ward, so daß außer dem Proviant jetzt auch schweres Geschütz nach Westen geschafft werden konnte. Größeren Jubel aber erregte es in ganz Deutschland, als am 28. September nach tapferer Gegen- wehr die Hauptstadt des Elsaß, die ehemalige deutsche Reichsstadt Straßburg, von den badischen Truppen unter dem Oberbefehl des tapferen Generals von Werder genommen und so dem Vaterlande die Perle seiner Städte zurück- gegeben ward. Langwieriger war die Belagerung der früher noch nie bezwun- genen Festung Metz, in welcher noch immer Bazaine mit seinem ganzen Heere von Prinz Friedrich Karl eingeschlossen war. Hier hatten unsere braven Krieger die schwerste Arbeit: der Herbstregen goß täglich in Strömen herunter und weichte den lehmigen Boden so aus, daß sie nirgends eine trockene Stätte fan- den, fast ununterbrochen, Tag und Nacht, mußten sie in durchnäßten Kleidern aushalten. Dennoch murrte keiner, pflichtgetreu harrten sie aus in der Wacht um Metz und schlugen wachsam und tapfer jeden Ausfall der Belagerten zurück. Endlich am 27. Oktober kapitulierte Bazaine; es gerieten dadurch, abgesehen von der ungeheuren Kriegsbeute, iu deutsche Gefangenschaft 173 000 Mann, darunter 3 Marschälle und über 6000 Offiziere. Das war wieder ein Wasfenerfolg, gegen dessen Größe alle ähnlichen Ereignisse der Geschichte zurück- traten: die Welt staunte, König Wilhelm beugte sich in Ehrfurcht vor dem All- mächtigen, der ihn gewürdigt hatte, solche Thaten zum Heil Deutschlauds zu vollbringen. Zugleich aber ließ er iu patriotischer Entschlossenheit bekannt machen, daß er diese altdeutsche Stadt, die einst an Frankreich verratene, als festes Bollwerk gegen den Westen mit deutscher Hand festhalten werde. Eine schöne Frucht dieses großen Sieges war es, daß die Belagerer, ihrer harten Arbeit jetzt ledig, nun wieder ins Feld ziehen konnten, um zur großen Entscheidung von Paris mitzuwirken. Prinz Friedrich Karl rückte mit der zweiten Armee vor, um die Einschließungsarmee von Paris gegen Angriffe von Süden her zu schützen; die erste Armee, die jetzt unter den Oberbefehl des bewährten Generals v. Manteufsel gestellt ward, erhielt dieselbe Aufgabe im Norden der belagerten Festung. Und es war hohe Zeit, daß diese beiden Heere zur Unterstützung heranrückten. Denn die eigenmächtige provisorische Regierung m Paris hatte vor der Einschließung einen Teil ihrer Mitglieder nach Tours gesandt, um von hier aus in den Provinzen eine allgemeine Volkserhebung gegen die Deutschen zu veranlassen, und es war jener Regierungsabteilung durch Erweckung der Vaterlandsliebe, aber auch durch die schändlichsten Lügen, wirk- lich gelungen, eine Masse von Soldaten ins Feld zu stellen, die unseren braven Truppen noch genug zu schaffen nmchte. Die Waffen lieferten ihnen England und Amerika. Zwar hatte schon anl 11. Oktober der bayrische General von der Tann mit Truppen der dritten Arniee die an der Loire sich sammelnden
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