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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 334

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
334 53. Das Gottesgericht in Frankreich u. s. w. Paris, und der Bürgerkrieg fing an zu zerstören, was bis dahin noch verschont geblieben war. Unsere braven Soldaten durften zwar in diesen scheußlichen Wirrwarr nicht eingreifen, weil der Kaiser nicht wollte, daß sie, die glorreichen Sieger so vieler Schlachten, im Kampf mit Verbrechern ihr Blut verspritzten; aber ihr Rückmarsch mußte doch gehemmt werden, weil man nicht wissen konnte, ob Frankreich unter diesen Umständen die Friedensbedingungen auszuführen ver- möge. Die zwar zahlreichen, aber der Zucht entwöhnten und wenig zuverlässigen Regierungstruppen, an deren Spitze der aus der Kriegsgefangenschaft entlassene Marschall Mac Mahon getreten war, machten nur langsame Fortschritte gegen die Aufrührer, gleichzeitig aber wurden die Friedensunterhandlungen in Brüssel trotz alles Drängens des Reichskanzlers von französischer Seite nicht ernstlich betrieben, so daß es den Anschein hatte, als hoffte Thiers sich den übernom- menen Verpflichtungen zu entziehen. Aber Bismarck fden Kaiser Wilhelm inzwischen wegen seiner unvergleichlichen Verdienste um Deutschland zum Für- sten ernannt hatte) überzeugte durch seine deutsche Geradheit und Wahrhaftigkeit die französische Regierung allgemach, daß nur Ehrlichkeit und ein gutes Ein- vernehmen mit Deutschland Frankreich vom Sturz in dell Abgrund erretten könne. Er selbst nahm mit seiner gewohnten Entschiedenheit die Friedensunter- handlungen in die Hand, und so erfolgte binnen wenigen Tagen am 10. Mai 1871 der endgültige Friedensschluß zu Frankfurt a. M., worin Deutsch- land von den Bedingungen der vorläufigen Abmachung nichts nachließ: Frank- reich mußte Deutsch-Lothringen mit Metz und das Elsaß mit Ausnahme Bel- forts abtreten, und sich verpflichten, binnen drei Jahren 1300 Millionen Tha- ler als Kriegsentschädigung zu zahlen; bis zur völligen Tilgung dieser Schuld sollten deutsche Truppen Teile französischen Gebietes besetzt halten. Von nun an hatten auch die Unternehmungen der Versailler Regierung gegen die Aufrührer von Paris besseren Fortgang; denn die deutschen Truppen leisteten ihr soviel Vorschub, als sie, ohne selbst in den Kampf einzugreifen, vermochten. Dennoch dauerte es bis gegen das Ende des Mai, ehe Mac Mahon den Pariser Aufstand völlig überwältigt hatte. Und welche Opfer kostete dieser Sieg! Zunächst hatten die Regiernngstruppen bei ihrem Angriff schonungslos mit ihren Bomben alles verheert, was sie erreichen konnten, so daß die Wun- den, welche der Hauptstadt von der eigenen Regierung geschlagen wurden, viel schmerzlicher waren, als die von Deutschland erlittenen; dann aber, als die Aufrührer zurückweichen mußten und ihr Ende voraussahen, ergriffen diese, wie in wahnsinniger Begierde in den ihnen drohenden Abgrund alles mit hinab- zureißen, mit einer bis dahin in der Geschichte noch nicht erhörten Verruchtheit zu allen nur möglichen Mitteln der Zerstörung und Verwüstung. Sie ermor- deten angesehene Männer, deren sie sich sogleich bei Beginn des Aufstandes als Geiseln bemächtigt hatten, darunter auch den ehrwürdigen Erzbischof von Paris; sie sprengten ganze Reihen von Häusern mit ihren Bewohnern in die Luft; sie warfen Feuer in die herrlichsten Paläste und zerstörten sie mit allen darin befindlichen Schätzen der Kunst und der Wissenschaft. Aber auch die Regierungs- truppen, darunter die aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten afrikanischen Horden, hausten mit unmenschlicher Grausamkeit gegen die Aufrührer und alles, was ihnen angehörte; die feigen Bürger aber, die sich vorher dem Joch ihrer
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