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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 390

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
390 86. Das heilige Land. ist keine Spur mehr vorhanden. Selbst die Hügel und Thäler der Vorzeit sind verschwunden: die Zerstörungswut hat sie geebnet, der seit Jahrtausenden sich häufende Schutt hat sie ausgefüllt. Das schönste Haus in ganz Jerusalem ist jetzt das Hospital der Protestanten, in welchem Diakonissen aus Kaisers- werth am Rhein die Krankenpflege besorgen. Durch den König Friedrich Wil- helm Iv. ist im Verein mit der Königin von England 1842 in Jerusalem ein protestantischer Bischof eingesetzt und eine Kirche erbaut worden. Sie hat die schönste Lage, die gewühlt werden konnte; auf Zions Höhe ragt sie über alle Kuppeln und Türme der Stadt empor. Auf dem Rücken des Hügels Akra erhebt sich die Kirche des heiligen Grabes. Türkische Wächter lassen sich von den Christen ein Eintrittsgeld zahlen. Nach dem Eintritte in das Innere steht man in einem Vorraume, aus wel- chem mau zur Rechten auf achtzehn Stufen zur Kapelle des Kalvarienberges aufsteigt. Dies ist der Sage nach der Fels von Golgatha. In ihm selber, also unterhalb der Kreuzigungsstätte, zu ebener Erde, befindet sich eine Grotte, genannt die Kapelle des Evangelisten Johannes. Nach Abend tritt man von hier aus in die Kirche des heiligen Grabes. — Sie bildet ei-ne 14 Meter hohe und 20 Meter weite Rotunde. Zwei Säulengänge, der eine über dem andern, laufen längs der runden Wände derselben. Über ihr wölbt sich eine Bleikuppel mit einer großen Öffnung in ihrem Gipfel, durch welche das Tages- licht hereinströmt. Senkrecht darunter, also mitten in der Rotunde, steht wie eine kleine Kapelle das heilige Grab. Das Innere desselben besteht aus zwei in Kreidefelsen gehauenen und mit Marmor bekleideten Gemächern. Durch eine niedere Thür tritt man in das eine, die sogenannte Engelskapelle; aus dieser gelangt man in die enge Totenkainmer, in der der Leib des Herrn gelegen haben soll. Östlich von der Grabeskirche beginnt der Schmerzensweg, eine steil abschüssige, enge Straße, auf welcher der Heilaud sein Kreuz gen Golgatha trug. Sie führt zur Burg Antonia, in welcher Christus vor Pilatus stand. Dicht daneben erhebt sich der Tempelberg. Kein anderer Ort Jerusalems hat so unverkennbar sein ursprüngliches Gepräge bewahrt, als der durch Menschenhand geebnete Felsenrücken Morijahs. Noch findet man Überreste jener geivaltigeu Tempelmauern, welche im jüdischen Kriege zerstört wurden, und von denen nach des Herrn Wort kein Stein auf dem andern geblieben ist. Im Osten der Stadt zieht sich das Thal Josaphat hin. Zwischen der heiligen Stadt und den Höhen des Ölberges gestaltet es sich zu einer engen, dunklen Schlucht. Von der Abend- seite her werfen die finstern Stadtmauern ihre riesenhaften Schatten vom Tempel- berg abwärts ins Thal. Jenseits neigt sich der Ölberg mit seinen Oliven- bäumen trauernd in die Tiefe. An seinem Fuße springt eine schwarze Steinwand hervor mit den Grabesgrotten des Josaphat, Jakobus und Zacharias; nahe dabei ist das turmartige Denkmal Absaloms. Durch das ganze Thal windet sich über Felsgeröll hinweg der schwarze Kidron. Zwei steinerne Brücken führen über denselben nach dem Ölberg. Die oberwärts gelegene führt in die Stille des Olivengartens von Gethsemane, wo der Herr verraten ward. Der Ölberg überragt alle Berge, welche die heilige Stadt umschließen. Er hat drei Gipfel, von denen der mittlere der höchste ist. Heute stehen etwa noch fünfzig Ölbäume auf seinem Abhange. Auf diesem Abhange weilte der
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