Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 423

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
103. Das Kamel. 423 Lage zu verweilen. Später erhalten sie eine beträchtliche Last aufgebürdet, die mit der Zeit einer noch schwereren Platz macht. Der größte Teil dieser Tiere wird zum Lasttragen gebraucht; einiger anderen bedient man sich nur zum Rei- ten. Der Araber sitzt oben auf dem Höcker und ist mit einer Flinte, Lanze, Pfeife und anderem Gerät versehen. Die Sättel der Dromedare sind in der Mitte hohl und haben an den beiden Bogen ein Stück rundes, wagrecht gestell- tes Holz, an welchem der Reiter sich festhält. Lange, an den Seiten herab- hängende Beutel mit ewiger Nahrung für den Reiter und das Kamel, ein Schlauch Wasser und ein lederner Gurt zur Peitsche ist das ganze Gerät. Der gewöhn- liche Gang ist ein weites Traben, wobei sie den Kopf und den Schwanz in die Höhe richten. Für jeden Ungeübten ist diese Art zu reisen höchst beschwerlich; die Hände schwellen an und schmerzen, die Schenkel werden wie zerbrochen, dabei stellt sich der heftigste Kopfschmerz ein durch die beständige Erschütterung, denn das Tier hat einen schweren Tritt; auch lebt der Reiter in Furcht, von dem hohen Sitz herunterzustürzen, und die Schnelligkeit des Laufs in der glühenden Hitze soll ihm fast den Atenr nehmen. Zu den Unbequemlichkeiten sind noch ferner die Wanzen und anderes Ungeziefer zu zählen, welche sich auf dem Höcker aufhalten. Wenn die Dromedare sich beim Eintritt in eine Stadt drängen, wird die Sorge des Reiters noch größer. Alle Kamele lieben Musik und scheinen an der menschlichen Stimme Wohlgefallen zu haben; der Araber, wenn er einen starken Marsch machen will, feuert sie durch Gesang an, der mehr auf sie wirken soll als Schläge; auch sollen sie nach den Zeugnissen einiger Reisenden langsamer und rascher gehen, je nach dem langsameren und schnelleren Takt des Gesangs. Werden sie überladen, so stehen sie nicht eher auf, als bis die Bürde erleichtert ist. Sie sind äußerst genügsam, und zur Zeit der Not ist ein alter Weideukorb ein ganz gutes Essen für sie. Haben sie jedoch reiche Weide, so suchen sie nur die besten Gräser. Auf laugen Reisen füttert man sie mit etwas Gerste, Bohnen, Datteln oder mit Kugeln von Weizenmehl. Die köstlichste und notwendigste Eigenschaft dieses Tieres ist die, daß es viele Tage ohne Beschwerde das Wasser entbehren kann, und dies allein macht es zu dem nützlichen, für den Araber unentbehrlichen Geschöpf. Hat es lange gedürstet, so wittert es hoch in der Luft, uin iu weiter Ferne eine Quelle zu entdecken, nnb verdoppelt seine Schritte, um dahiu 51t gelangen und den bren- iienden Durst zu löschen, welcher es jedoch weniger plagt als seinen Herrn. Hat es lange nicht getrunken, dann ist es auch im stände, reichlich zwei Hekto- liter Wasser zu sich zu nehmen, gewöhnlich aber nicht so viel. Wenn daher eine Karawane von dreihundert Stiick Kamelen an eine der dürftigen Quellen der Wüste kommt, wo nur eins nach dem andern saufen kann, so währt es wohl drei Tage, bis alle ihren Durst gelöscht haben. Ehe noch die Wüste endigt, öfters schon zwei Tage vorher, erheben die Tiere die Köpfe, wittern die in weiter Ferne gelegenen Weiden und Quellen und verdoppeln ihre Schritte, sie zu erreichen. Das Kamel wird mit den Schwielen auf Knie und Brust, welche schein- bar von seiner Lebensweise stammen, schon geboren. Es schläft knieend und ruht auf den Brustschwielen; dabei soll es die Augen offen halten und sehr wachsam sein.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer