1888 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
149. Der Ackerboden.
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wo er sich aus thonhaltigen Steinen, besonders Kalksteinen, abgeschieden hat,
indem der kohlensaure Kalk aufgelöst und weggeführt wurde. Die Porzellanerde
kommt seltener vor und wird in lagerartigen Massen, sowie in vereinzelten
kleineren Mengen im Granit gefunden. Vorzügliche Fundorte sind Obernzell
bei Passau iu Bayern, Aue bei Schueeberg in Sachsen, Chemnitz in Ungarn,
Cornwallis in England.
In der Thonerde haben die Chemiker iu neuerer Zeit ein Metall entdeckt,
welches sie Alumin nannten und dessen Darstellung im großen durch die gelunge-
nen Versuche unseres berühmten Landsmanns Wähler in Göttingen möglich ge-
worden ist. Zur Zeit sind zwar die Kosten, die seine Gewinnung erfordert, noch
ziemlich groß. Da aber hierfür wohl Rat geschafft werden wird, so ist zu er-
warten, daß das Alumin später einmal eine große Wichtigkeit erlangt, denn der
Stoff, aus dem es gewonnen werden kann, die Thonerde, ist ja im Mineralreich
ebenso verbreitet, wie z. B. der Kalk oder das Eisen. Es ist zinnweiß, glänzend
wie Silber, ebenso dehnbar und so hart wie dieses, läßt sich schmieden und kann
mit allen geschmeidigen Metallen zusammengeschmolzen werden. Dabei ist es
auffallend leicht, so daß man ganz überrascht ist, wenn man ein daraus gefer-
tigtes Geräte, z. B. einen Löffel, in die Hand nimmt und findet, daß derselbe
etwa die Schwere hat, wie wenn er aus Pappe gemacht wäre. Berlin.
te der Mensch stirbt und seinen Leichnam der Erde giebt, das Tier getötet
und von anderen Tieren gefressen wird, oder verweset, die Pflanze ver-
welkt und vermodert, so zerbricht durch Hitze und Kälte, durch Wind und
Wetter auch das festeste Gestein, und wird vom Wasser zu Sand und Staub
zermahlen. Aber alle diese Überreste von Tieren, Pflanzen und Steinen ver-
mischen sich vollständig, indem sie nacheinander entstehen, oder indem später
Wasser und Wind sie gemeinsam nach einer andern Stelle führen.
Dadurch wird es bewirkt, daß die Zerstörung des Lebens und der fest-
gebildeten Teile des Erdballs nicht eine Vernichtung, sondern eine Neubildung
zur Folge hat, auf welcher Leben und Gedeihen der Pflanzen und Tiere mög-
lich wird. Während auf dem Felsen der Hochgebirge mrr das Moos und die
Flechte sich ansiedeln, und die in den höchsten Gegenden verkümmerten imb
verkrümmten, weiter hinab schlank aufragenden Nadelhölzer mit ihren halbnack-
ten Wurzeln die Steinblöcke umklammern, entsteht auf dem Abhange, wohin
die Trümmer der Felsen sich wälzten, allmählich die üppige gras- und kräuter-
reiche Weide, die der Seunhirt im Sommer mit seinen Kühen und Ziegen
besucht, oder im niedrigen Gebirge die Schutthalde, die der arbeitsame Winzer
mit seinen Weinstöcken bedeckt. Weiter hinab aber, im Thale, wo der feinere
Sand und Grus der zerstörten Steine, Pflanzen und Tiere lagert, finden sich
die köstlichen, mehr geebneten Ackerfelder ein, welche der Mensch mit dem Pfluge
bearbeiten kann, und die ein weit gedehntes Land vom Fuße der Berge bis au
die Ränder des Meeres bedecken. — In der nächsten Nähe des Wassers, das
die erdige Schuttmasse zu der wassergleichen Fläche, seinem eigenen Spiegel
ähnlich, zu gestalten strebt, da bildet dann das von Wasser durchdrungene Erd-
149. Der Ackerboden.