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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 9

1880 - Sondershausen : Eupel
9 Mir sind die Versuchungen noch im Sinn, daß der Mensch so leicht verführt werden und von der ebnen Bahn abkommen kann. Zugleich denk' ich aber auch an alle Mühe des Lebens, an Schwindsucht und Alter, an kalten Brand und Wahnsinn und das tausendfältige Elend und Herzeleid, das in der Welt ist und die armen Menschen martert und quält, und ist niemand, der helfen kann. Und du wirst finden, wenn die Thränen nicht vorher gekommen sind, hier kommen sie gewiß, und man kann sich so herz- lich heraus sehnen und in sich so betrübt und niedergeschlagen werden, als ob gar keine Hilfe wäre. Dann muß man sich aber wieder Mut machen, die Hand auf den Mund legen und wie im Triumph fortfahren: Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen. M. Claudius. 18. Leien und arbeiten. Zu den Brüdern auf dem Berge Sinai, unter denen Silvanus Abt war, kam einst ein fremder Bruder. Da dieser sah, dass jene ar- beiteten, sprach er zu ihnen: „Warum wirket ihr doch Speise, die vergänglich ist? Maria hat das gute Theil erwählet.“ Da sagte der Abt zu seinem Jünger Zacharias: „Gib dem fremden Bruder ein Buch und führe ihn dort in jene Zelle, dass er ungestört lesen könne.“ Und der Bruder sass und las. Da aber die Mittagsstunde kam, sah er fleissig auf den Weg hinaus, ob denn keiner käme, ihn zum Essen zu rufen. Und er harrte noch eine Stunde; dann aber ging er hinaus zu dem Abt und fragte ihn, ob denn die Brüder noch nicht ässen? Jener antwortete: „Es ist bereits geschehen.“ Da fragte ihn der Fremde, warum er denn nicht auch gerufen worden sei zum Essen? Silvanus antwortete: „Ich habe geglaubt, du wärest ein geist- licher Mensch, der wie Maria das beste Theil erwählt hat und den ganzen Tag sitzet und lieset und der vergänglichen Speise nicht be- darf. Wir aber als fleischliche Leute bedürfen der vergänglichen Speise, darum arbeiten wir auch.“ Da erkannte der fremde Bruder sein Unrecht, und der Abt erquickte ihn und sagte: „Bedenke doch, mein Bruder, dass hier auf Erden keine Maria sein kann ohne Martha.“ Schubert. 19. Die beherzten Knaben. Nicht weit von Bistritz wohnte in einem Dorfe eine Witwe; diese Frau war krank, und da es im Hause an Holz mangelte, sck)ickte sie ihre beiden Knaben mit einem Schlitten hinaus in den Busch. Von diesen Knaben war der älteste noch nid)t zwölf, der andere erst acht Jahre alt. Wie sie mit ihrem Schlitten an der Kirche vorüber kamen, sagte der jüngere: „Janko, mir ist wunderlich zu mute. Es ist mir, als müßte uns ein Unglück begegnen. Laß uns erst in die Kirche gehen." Der ältere ant- wortete: „Ich bin auch dabei. Mir hat auch diese Nacht wunderliches Zeug geträumt; ich weiß es aber nicht recht deutlich mehr; nur daß ich blutete." Sie ließen also ihren Schlitten an der Kirchthür stehen, gingen hinein und beteten. Dann fuhren sie weiter und waren recht wohlgemut, ob sie gleich einmal über das andere tief in den Schnee sielen, und dürres Holz fanden sie auch im Ueberfluß.
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