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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 17

1880 - Sondershausen : Eupel
17 gesprungen und gerade auf das Kind los, und faßte es mit den Zahnen hinten an der Jacke und trug es in den Wald. Und da die Mutter wieder- kam, war kein Kind mehr da, und der Napf lag auf der Erde, aber der Löffel lag nicht dabei; denn den hatte das Kind in der Hand festgehalten. Und wie das die Mutter sah, dachte sie gleich: „das hat kein anderer ge- than als der Wolf", und lief in das Dorf und schrie entsetzlich, daß die Leute herauskämen. Unterdessen kam ein Bote durch den Wald gegangen, der hatte sich verirrt und wußte nicht, wo er war. lind als er durch die Büsche geht und den Weg sucht, hört er etwas sprechen und denkt gleich: „Da müssen wohl Leute sein"! Und cs sagte immer: „Geh, oder ich geb' dir was!" Und als er nun das Gebüsch von einander thut und sehen will, was es ist, sitzt ein Kindchen aus der Erde und sechs kleine Mölschen herum, die fahren immer auf das Kind zu und schnappen ihm nach den Händen, — aber die alte Wölfin war nicht dabei, die war wieder in den Wald gelaufen; und wenn ihm nun die Mölschen nach den Händchen schnappten, schlägt das Kind sie mit dem hölzernen Löffel auf die Nase und sagt immer dazu: „Geh, oder ich geb' dir was"! Und der Bote wunderte sich und lief geschwind hin und schlug mit dem Stocke unter die kleinen Wölfe, daß sie alle davon liefen, und das Kind nahm er geschwind von der Erde in die Höhe und lief und rief; denn er dachte, die alte Wölfin könnte wieder kommen. Und da währte es gar nicht lauge, da kamen die Bauern aus dem Dorfe mit Heugabeln und Dresch- flegeln und wollten den Wolf todt machen. Und die Mutter kam auch mit, und da sie sah, daß der Wolf das Kind nicht gefressen hatte, war sie sehr vergnügt und dankte dem guten Manne tausendmal und noch mehr dem lieben Gott, daß er ihr Kind behütet hatte. Fr. Jacobs. 27. Rotkäppchen. Es war einmal ein kleines liebes Mädchen, das hatte jedermann lieb der es nur ansah, am allerliebsten aber die Großmutter, die wußte gar nicht was sie alles dem Kinde geben sollte. Einmal schenkte sic ihm ein Käppchen von rotem Sammet, und weil ihm das so Wohlstand, und es nichts anderes mehr tragen wollte, hieß es nur das Rotkäppchen. Da sagte einmal seine Mutter zu ihm: „Komm, Rotkäppchen, da hast du ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein, briug's der Großmutter hinaus: sie ist krank und schwach und wird sich daran laben; sei aber hübsch artig, guck nicht gleich in alle Ecken herum, wenn du in die Stube kommst, und vergiß nicht „Guten Morgen" zu sagen. Geh auch ordentlich und lauf nicht vom Weg ab, sonst fällst du und zerbrichst das Glas, dann hat die kranke Großmutter nichts." Rotkäppchen sagte: „Ich will schon alles gut ausrichten", und gab der Mutter die Hand darauf. Die Großmutter aber wohnte draußen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf. Wie nun Rotkäppchen in den Wald kam, begegiwte ihm der Wolf; Rotkäppchen aber wußte nicht, was das für ein böses Thier war und fürchtete sich nicht vor ihm. „Guten Tag, Rotkäppchen," sprach er. — „Schönen Dank, Wolf." — „Wo hinaus so früh, Rot- käppchen?" — „Zur Großmutter." — „Was trügst du unter der Schürze?" — „Kuchen und Wein, gestern haben wir gebacken, da soll sich die kranke, schwache Großmutter etwas zu gut thun und sich damit stärken." — „Rvt- tz e l mr i ch , Vaterland. Lesebuch. 2
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