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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 37

1880 - Sondershausen : Eupel
37 „Gute Nacht, liebes Kind; vergiß Gott nicht und auch mich nicht, so sehen wir uns einmal wieder hier oder dort." Jakob aber weinte laut, und wie ein liebes, gutes Kind hing er am Halse der Großmutter. Jer. Gotthelf. 52. Der Löwe zu Florenz. 1. „Der Löw' ist los! der Löw' ist frei! die eh'rnen Bande sprengt' er entzwei! Zurück! daß ihr den vergeblichen Mut nicht schrecklich büßet mit eurem Blut!" 2. Und jeder sucht mit scheuer Eil' im Innern des Hauses Schutz und Heil; auf Markt und Straßen, rund umher, ward's Plötzlich still und menschenleer. 3. Ein Kindlein nur, sein unbewußt, verloren in des Speeles Lust, fern von der sorglichen Mutter Hand, saß auf dem Markt am Brunuenrand. 4. Wohl viele sahn von oben herab, sic schauten geöffnet des Kindlcins Grab, sie rangen die Hände und weinten sehr und blickten zagend nach Hilfe umher. 5. Doch keiner wagt das eigne Leben um des fremden willen dahin zu geben; denn schon verkündet ein nahes Gebrüll das Verderben, das jedermann meiden will. 6. Und schon mit der rollenden Augen Glut erlechzt der Löwe des Kindlcins Blut; ja schon erhebt er die grimmigen Klan'u, o qualvoll, herzzerreißend zu schaun! 7. So rettet nichts das zarte Leben, dem gräßlichen Tode dahin gegeben? Da Plötzlich stürzt ans einem Hans mit fliegenden Haaren ein Weib heraus. 8. „Um Gottes willen, o Weib, halt ein! willst du dich selbst dem Verderben weihn? Unglückliche Mutter! zurück den Schritt! Du kannst nicht retten, du stirbest mit." 9. Doch furchtlos fällt sic den Löwen an, und ans dem Rachen mit scharfem Zahn nimmt sie das unversehrte Kind in ihren rettenden Arm geschwind. 10. Der Löwe stutzet; und unverweilt mit dem Kinde die Mutter von dannen eilt. Da erkannte gerührt so Jung wie Alt des Mutterhcrzens Allgewalt, 11. Und des Löwen großmütigen Sinn zugleich; doch manche Mutter, von Schrecken bleich, sprach still: „Um des eigenen Kindes Leben hätt' ich auch meines dahingegeben." Bernhardt. 53. Brüderliche Liebe. Durch schwere Erfahrungen von der Unzuverlässigkeit und dem bösen Sinne der Menschen war der Kaiser Albrecht dahin gebracht, daß er die Menschen haßte, düster tu sich gekehrt in seiner Hofburg zu Wien sich ein- schloß und niemanden vor sich lassen wollte. Nur ein großer Hund, Packan geheißen, war ihm wegen seiner Treue lieb geblieben, und er sagte cs denen, mit welchen er durchaus umgehen rnußte, offen, daß ihm die Anhänglichkeit dieses Thieres allein aufrichtig scheitle. Es war, als ob der Hund diesen Vorzug anerkenne. Vor deut Zimmer des Kaisers gelagert, ließ er keinen andern in dasselbe hinein, und wer es dennoch wagen wollte, den knurrte er grimmig an und wies ihm die scharfen Zähne, vor denen jeder gern zurückwich. Eines Tages kam auch der Herzog Leopold, der Sohn des Kaisers, seinen Vater zu besuchen. Da trat ihm Packan, der ihn kannte, liebkosend entgegen, wedelte mit dem Schwänze und gab seine Freude auf mancherlei Weise kund. Herzog Leopold freute sich darüber und schmeichelte ihm wieder. Dennoch gab cs der Hund nicht zu, daß der Herzog sich deut Zimmer nahte, uild hielt ihn, fest an dem Wamse mit seinen Zähnen gepackt, zurück. Der Herzog, ein junger, starker Mann, wehrt ihn ab und will mit Gewalt zu der Thür; da führt, alles vergessend, der Hund empor und faßt den Prinzen am Kragen fest. In der Überraschung und Hitze gibt ihm
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