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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 112

1880 - Sondershausen : Eupel
112 Darauf sah er sein Haus an und ging in sein Kämmerlein und sprach: „Alles steht bei mir fest und unversehrt!" und legte dafür in den Gottes- kasten. Also auch, wenn ihm kostbarer Wein und schönes Geräte geboten wurde, so kaufte er davon, jedoch mäßig, so daß sie sein Haus zierten und seine Freunde erfreuten, und ging alsdann in sein Kämmerlein und sprach: „Solches hast du dir kaufen und deinen Vorrat mehren können!" und legte in den Gotteskasten; dazu sendete er gern von dem köstlichen Wein, so ein Kranker dessen bedurfte. Also that er sein Lebenlang. Als er nun sterben sollte, da klagten und weinten die Armen; die Witwen und Waisen sprachen: „Wer wird unser sich erbarmen, wenn Benediktus von uns scheidet?" Er aber sprach: „Ein guter Hausvater sorget, daß auch dann, wenn er nicht daheim ist, den Kindlein nichts ge- breche. ^o nehmet den Gotteskasten mit allem, was darinnen ist. Er gehört den Armen, den Witwen und Waisen; theilet davon aus und ver- waltet es wohl und weislich." — Darauf starb er, und es geschah, wie er gesagt hatte. Also bestehet der Gotteskasten seit hundert Jahren zum Troste der Bedürftigen, und des Mannes Andenken bleibt im Segen. Krummacher. 164. Das Vogelgeschrei. Der reiche Kaufmann Sondersleben in Frankfurt am Main hielt die Gebote des Herrn, seines Gottes. Er hatte sie nicht bloß in seiner Bibel stehen, sondern sie waren ihm auch tief ins Herz geschrieben. Aber er achtete auf Vogelgeschrei wie der König Manasse von Juda, und doch anders als dieser, nämlich also: Wenn im Spätherbst die ersten Schneegänse dahin zogen und den Winter ansagten, so ging er in sein großes Kornhaus. Darin lagen große Haufen von Roggen und Weizen aufgeschüttet: von diesem Getreide maß er viele Scheffel ab und schickte sie dem Bäcker, der neben der Domkirche wohnte. Der buk dann Brot daraus. Den andern Tag kamen arme Leute zum Bäcker und holten das Brot ab; aber sie gaben kein Geld dafür, sondern sie zeigten nur einen Schein von dem Kaufherrn vor und empfingen dann, was ans dem Blättlein geschrieben stand. In Frankfurt waren drei Schulen und darin viele Kinder reicher und armer Leute durch einander. Der Lehrer ließ die Kinder der reichen Leute vormittags um die dritte Stunde heim; die armen Kinder aber blieben auf ihren Bänken sitzen und warteten, bis der Knecht des Bäckers kam. Der trug einen großen Brotkorb auf dem Kopfe und gab einem jeglichen Kinde zwei oder drei Semmeln, außen so gelb wie eine Citrone und innen so weiß und locker wie Baumwolle. Dies Weißbrot war auch von dem Kaufherrn. So fuhr der Kaufherr fort zu thun, bis das Schwalbenpaar, welches auf seiner Hausflur nistete, wieder da war und ihm ansagte, daß alle Schneegänse wieder heimgegangen wären. Nun hätte der Schaffner des Kaufmanns längst gern wissen mögen, warum sein Herr das Kornhaus öffnete, wenn die Schneegünse kamen, und es wieder schloß, wenn sie gingen. Deshalb fragte er ihn eines Abends darum, als sein Herr fröhlich war in seinem Garten, der unten vor dem
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