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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 132

1880 - Sondershausen : Eupel
132 voll hergerichtet, und auf dem Verdecke stand unter einem schonen Zelte die Tafel, die sich unter den kostbarsten und edelsten Weinen bog. Als endlich das Mahl so weit vorüber war, daß man Trinksprüche ausbringen durfte, erhob sich de Ruyter und bat die Herren, ihre Gläser zu füllen, indem er einen Trinkspruch ausbringen wolle. Alle standen auf, und nun trank de Ruyter ans das Wohl der tapfern Landarmee der Niederlande. In diesem Augenblicke lösten die Constabler ans einmal alle Kanonen des mächtigen Schisses, daß es in allen Fugen erbebte, und — sämmtliche Offiziere der Besatzung von Amsterdam sammt ihrem Kommandanten stürz- ten auf das Verdeck nieder und streckten ihre Beine in die Luft. Die Seeoffiziere und de Ruyter standen mauerfest und hatten eine schwere Ar- beit, ihre Lachmuskeln in gebührender Gewalt zu halten. Bleich vor Schrecken, Entsetzen, Scham und Ärger rafften sich die Herren aus, und als alle wieder auf ihren Beinen standen, sagte mit ruhiger Würde der Admiral, sich an den Kommandanten wendend: „Dat is myn Paard." was zu deutsch nichts anderes heißt als: Das ist mein Pferd! Und nun setzte er sich nieder und suchte durch die liebenswürdigste Unterhaltung die vorge- fallene Geschichte vergessen zu machen, was indessen um so weniger mög- lich war, als das Schamgefühl in den Herzen der Landsoldaten nicht so leicht zu vertilgen war. Und was noch schlimmer war, sie hatten überall die Lacher gegen sich, wo die Geschichte bekannt wurde, und es konnte nicht fehlen, daß man sie kurze Zeit nachher von Mund zu Mund durch ganz Holland trug. W. O. v. Horn. 191. Peter in der Fremde. 1. Der Peter will nicht länger bleiben, er will durchaus fort in die Welt. Dies Wagestück zu hintertreiben, der Mutter immer schwerer fällt. ,,Was willst du," spricht sie, „draußen machen? Du kennst ja fremde Menschen nicht; dir nimmt vielleicht all' deine Sachen der erste beste Bösewicht." 2. Der Peter lacht nur ihrer Sorgen, wenn er die Mutter weinen sieht, und wiederholt an jedem Morgen sein längst gesungnes Reiselied. Er meint: die Fremde nur macht Leute, nicht in der Nähe wohnt das Glück; drum sucht er's gleich recht in der Weite: doch kehrt er mit der Zeit zurück. 3. Zn Hilfe ruft man alle Basen, jedwede gibt dazu ihr Wort; doch Peter läßt nicht mit sich spaßen, der Tollkopf will nun einmal fort. Da sprach die Mutter voller Kummer: „So sich doch nur den Vater an! der reiste nie und ist nicht dummer, als mancher weit gereiste Mann." 4. Doch Peter läßt sich nicht bewegen, so daß zuletzt der Vater spricht: „Nun gut! ich wünsch' dir Glück und Segen, fort sollst du; doch nun säum' auch nicht!" Nun geht es an ein Emballieren vom Fuß hinauf bis an den Kopf; man wickelt, daß auch nichts kann frieren, das dickste Band um seinen Zopf. 5. Und endlich ist der Tag gekommen; gleich nach dem Essen geht er heut'. Voraus ist Abschied schon genommen, und alles schwimmt in Traurigkeit. Die Eltern das Geleit' ihm geben bis auf das nächste Dorf hinaus, und weil da ist ein Wirtshaus eben, hält man noch einen Abschiedsschmaus. 6. Ein Fläschchen Wein wird vorgenommen; doch still wird Peter, mäuschenstill. Man trinkt auf glücklich Wiederkommen, und Peter seufzt: „Nun, wie Gott will!" Er muß die Augen manchmal reiben, nimmt Abschied noch einmal recht schön und sagt, man soll nur sitzen bleiben; denn weiter lass' er keinen gehn.
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